Donnerstag, 6. Dezember 2012

Kapitel 2 (14)

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Sie werden sagen: “Ein Stück Straße ist ein Stück Straße, und wenn ich mit einer Stoppuhr mit einem sehr genauen, festen Zeittakt messe, wie lange ich vom Anfang zum Ende diese Stückes zu gehen habe, bekomme ich mit v=s/t eine gute Beschreibung meiner Geschwindigkeit.”
Das ist richtig. Durch Ihre Messung werden weder die Straße noch die Uhr in irgendeiner Weise verändert, Weg und Zeit sind „feste“ Größen. Das gilt aber nicht mehr, wenn Sie sich einmal vorstellen, dass Sie ein winziges Elementarteilchen wären, etwa ein Neutron. Denn wie sollte ihr Taktgeber, ihre Uhr dann aussehen? Die genauesten Uhren arbeiten mit Schwingungen von Elementarteilchen; wenn Sie von ihnen „die Zeit nehmen“ wollten, müssten Sie mit ihnen in irgendeiner Form wechselwirken. Dadurch würden sie in jedem Fall die Uhr beeinflussen und das „Uhrenteilchen“ würde ihren Weg beeinflussen. In keinem Fall kommen Sie zu „Feststellungen“. Unsere Art der Geschwindigkeitsmessung führt nur innerhalb ganz bestimmter Größenverhältnisse der Interaktion zu brauchbaren „Feststellungen“: wenn nämlich die am Prozess beteiligten Partner weder zu heftig noch zu träge interagieren. Letzteres wäre in der Nähe sehr großer Massen – also eines „schwarzen Loches“ – der Fall, dessen Schwerefeld so überwältigend ist, dass es praktisch jeden Informationsaustausch „verschluckt“. Im Bereich der Elementarteilchen, wo die Gravitation kaum eine Rolle spielt, gibt die Quantenmechanik ein gutes mathematisches Modell. Es kommt nicht ohne Formeln – also Feststellungen – aus, entzieht sich aber dem Dilemma, indem es nur von Wahrscheinlichkeiten spricht und gemäß der Formulierung von Werner Heisenberg eine gewisse „Unschärfe“ oder „Unbestimmtheit“ bei den Messungen einkalkuliert. Für den Bereich sehr großer Massen (und Gravitation) liefert Einsteins allgemeine Relativitätstheorie haltbare „Feststellungen“, weil wir mit unseren Messgeräten nie in die Massenbereiche schwarzer Löcher oder auf das Tempo des Lichtes kommen. Natürlich erfordert es nach wie vor das entsprechende mathematische Rüstzeug, solche Theorien zu verstehen. Aber sie haben doch interessante, allgemein verständliche Konsequenzen für unser alltägliches Weltbild
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