tag:blogger.com,1999:blog-17968414132067928822024-03-06T08:46:01.314+01:00Der menschliche KosmosDas Weblog zum Buchsuedwestfunkhttp://www.blogger.com/profile/07625099354988568913noreply@blogger.comBlogger99125tag:blogger.com,1999:blog-1796841413206792882.post-41274787286566195242023-07-29T15:30:00.001+02:002023-07-29T15:53:05.844+02:00<h2 style="text-align: left;"><span style="background-color: white;"><span style="font-family: Didact Gothic; font-size: medium;">Der Untergang von Weltreichen und ihre Denkmäler </span></span></h2><p><span style="font-family: Didact Gothic;"><span style="background-color: white;"></span></span></p><table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left; margin-right: 1em; text-align: left;"><tbody><tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhHPPy4TRYVH38loTyDbOi0zVf6Lukl-qEq2yv6JAruUSCBU7hQoxH6G3D2e9GuvBy8ARis5Xmr1l7XZmOZbU-nQljtv9C1ppzKum-uZyYP0LVUJ8O0tZOkrcRhHFvDorjtStbzTn5eiB4p2JZr6VM6msCbfgG5GycJqmWr0dYijsaBfrlzh3ACRGtLmIU/s1160/Lenin-statue-in-Berlin.jpg" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1160" data-original-width="841" height="343" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhHPPy4TRYVH38loTyDbOi0zVf6Lukl-qEq2yv6JAruUSCBU7hQoxH6G3D2e9GuvBy8ARis5Xmr1l7XZmOZbU-nQljtv9C1ppzKum-uZyYP0LVUJ8O0tZOkrcRhHFvDorjtStbzTn5eiB4p2JZr6VM6msCbfgG5GycJqmWr0dYijsaBfrlzh3ACRGtLmIU/w236-h343/Lenin-statue-in-Berlin.jpg" width="236" /></a></td></tr><tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: Didact Gothic; font-size: x-small;"><i>1992 abgerissen: Leninstatue in Ostberlin</i></span> </td></tr></tbody></table><span style="background-color: white; color: #444444; font-family: "Didact Gothic"; font-size: 14px;">Immer standen am Anfang kollektiver Selbstmorde – und jeder Griff nach der Weltherrschaft riskiert ihn – überlebensgroße Führungsfiguren und eine Ideologie. Nicht selten wurden ihnen schon frühzeitig mit ersten Erfolgen, jedenfalls wenn sie anhielten, Monumente errichtet. Die der Architektur – Tempel, Kathedralen, Moscheen, Paläste, Wallfahrtsorte – überlebten Jahrtausende ebenso wie die „Heiligen Bücher“ der Juden, Christen, Muslime. Der Begriff „Buchreligion“ sagt es. Die Schriften eines Marx, Engels, Lenin, Stalin, Mao Zedong begründeten eine Ersatzreligion von nicht weniger suizidaler Potenz. Nach vorübergehendem Sturz infolge massenhafter Gräuel unter ihrer Führerschaft kommen sie wieder zu Ehren, und architektonische Monstrositäten des Sozialismus sind Sehenswürdigkeiten wie die Marx-Statue in Trier, ein Geschenk von Xi Jinping.</span><p></p><p style="background-color: white; border: 0px; color: #444444; font-size: 14px; margin: 0px 0px 1.5em; outline: 0px; padding: 0px; transition: opacity 0.3s linear 0s; vertical-align: baseline;"><span style="font-family: Didact Gothic;">All das sind Versuche, flüchtiges, vergängliches Leben und Denken – gekoppelt an besondere materielle und informelle Macht – unvergänglich zu machen. Flüchtige Zeit wird mit einem auf Ewigkeit zielenden Gewicht beladen, die Erinnerung mit einem Höchstmaß an Trägheit beschwert, auf dass die Ideen und Handlungen der Großen fortwirken, wenn die Nachwelt sich darüber verständigt, was zu erlangen, was zu vermeiden ist. Dabei gerinnt die Sprache, erstarrt in Phrasenritualen, wird in Stereotypen gestanzt, zu Worthülsen gedrechselt, wird ihres Sinnes und ihrer Sinnlichkeit beraubte verbale Uniform versteinernder Verhältnisse. „Kaderwelsch“ nannte Bertolt Brecht das. Auf die Politbürokraten der DDR gemünzt passt dieses Wort heute auf all jene doktrinären Bewegungen, die – mehr oder weniger staatlich geduldet oder gar gefördert – Kriege um die Deutungshoheit führen. Ihnen allen ist gemeinsam der kollektivistische, korporatistische, etatistische Impetus. Das freie Individuum, dessen Recht, seine Meinung zu äußern und den Verfall unter Fundamenten und hinter Fassaden der je herrschenden Ordnung bloßzulegen, eigene, selbständige Wege zu gehen, ist ihr größter Feind.</span></p><p style="background-color: white; border: 0px; color: #444444; font-size: 14px; margin: 0px 0px 1.5em; outline: 0px; padding: 0px; transition: opacity 0.3s linear 0s; vertical-align: baseline;"><span style="font-family: Didact Gothic;">Führungsfiguren werden – fast wie Gottheiten – Stoff künstlerischen Schaffens. Bisweilen nehmen sie gottähnliche Züge an. Wer Bauten, Porträts, Standbilder, Lobpreisungen jeder medialen Form in die Welt setzt, darf darauf vertrauen, selbst ein wenig in der Aura zu glänzen, die er in Denkmälern materialisiert. Das kann schiefgehen wie bei Leni Riefenstahl, Arno Breker und literarischen Apotheosen der Tyrannei, aber selten sind die Folgen für Schöpfer und Produkt so irreparabel wie der Tod jener, die in den kollektiven Selbstmord mitmarschierten.</span></p><p style="background-color: white; border: 0px; color: #444444; font-size: 14px; margin: 0px 0px 1.5em; outline: 0px; padding: 0px; transition: opacity 0.3s linear 0s; vertical-align: baseline;"><span style="font-family: Didact Gothic;">Manche Mythen verorten seltsame Schatten in einem besonderen Reich: Dort sind Schuld, Unrecht aller Art, aber auch Versagen, Furcht und Schrecken, Lug und Trug, Neid, Missgunst, Untreue – kurz: all jene dunklen Kräfte – beheimatet, von denen Heldendenkmäler gereinigt erscheinen. Als wolle man die Kräfte des Todes, des ewigen Wandels, das Ungreifbare und Flüchtige dort bannen. Wer errichtet ein Denkmal, das den Verfall feiert: von der Witterung zermürbt, verrostend, dahinbröckelnd, bald verschwunden? Es mag einzelne geben – vielleicht angeregt von Joseph Beuys –, durchgesetzt haben sie sich nicht.</span></p><p style="background-color: white; border: 0px; color: #444444; font-size: 14px; margin: 0px 0px 1.5em; outline: 0px; padding: 0px; transition: opacity 0.3s linear 0s; vertical-align: baseline;"><span style="font-family: Didact Gothic;">Keines der Reiche in der menschlichen Geschichte konnte überdauern. Manche blieben an Denkmälern ihrer Tätigkeiten, Führer, Kriege erkennbar, auch sie vom unvermeidlichen Verfall gezeichnet, manche kaum mehr zu identifizieren. Die Grundimpulse der Herrschaft aber blieben mitten im materiellen und ideellen Wandel erhalten, sogar Herrschaftsformen und -methoden finden sich fast überall – zeitlos – wieder, nur neue Technik kam hinzu.</span></p><p style="background-color: white; border: 0px; color: #444444; font-size: 14px; margin: 0px 0px 1.5em; outline: 0px; padding: 0px; transition: opacity 0.3s linear 0s; vertical-align: baseline;"><span style="font-family: Didact Gothic;">All das folgt dem Drang des Menschen zum Erobern ebenso wie Seefahrten, das Bauen von Fluggeräten und die zahllosen Konflikte, Kämpfe, Kriege, geführt um die Macht und ihren Erhalt. Das Denken muss sich dabei den beiden Grundimpulsen – Erlangen und Vermeiden – fügen: Es will in der Dimension flüchtiger Ideen dominieren, lässt Risiken geringer oder größer erscheinen, bevor über Handeln oder Zögern, Einlenken oder Durchsetzen rational entschieden wird. Man sollte meinen, dass je bedeutsamer ein Unternehmen, desto robuster das Theoriegebäude sein sollte, auf dem ein Entschluss beruht.</span></p><p style="background-color: white; border: 0px; color: #444444; font-size: 14px; margin: 0px 0px 1.5em; outline: 0px; padding: 0px; transition: opacity 0.3s linear 0s; vertical-align: baseline;"><span style="font-family: Didact Gothic;">Das Dilemma besteht aber darin, dass über die Zukunft – also den Erfolg oder Misserfolg – niemals volles Wissen zu erlangen ist. Egal ob jemand allein oder in einem Kollektiv agiert: die Kraft elementarer Impulse triumphiert immer wieder über komplexe Erwägungen des Für und Wider. Und ein besonders schwer zu kontrollierender Impuls ist „Gewalt – Macht – Lust“.</span></p><p style="background-color: white; border: 0px; color: #444444; font-size: 14px; margin: 0px 0px 1.5em; outline: 0px; padding: 0px; transition: opacity 0.3s linear 0s; vertical-align: baseline;"><span style="font-family: Didact Gothic;">Mehr dazu auf meiner <a href="https://publizist.wordpress.com/2022/09/02/denkmaler-sturzen-eine-lust/" target="_blank">Website <br /></a></span></p>suedwestfunkhttp://www.blogger.com/profile/07625099354988568913noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1796841413206792882.post-30764601691393567862021-05-16T01:26:00.000+02:002021-05-16T01:26:32.448+02:00Niemals fertig, immer besser: ein Buch zum Mitdenken<p> So war's von Anfang an gedacht: Wer liest, soll fragen. Und genau das hat auch der Autor getan, immer wieder nachgefragt, die veränderten Kontexte der Zeit berücksichtigt, neues Wissen und die intelligenten Beiträge anderer aufgegriffen.</p><p>Darüber ist er 70 Jahre alt geworden - ein alter weißer Mann - und dass er einmal weise werden könnte, erscheint ihm ebenso schwer vorstellbar wie dass er Kindheit, Jugend, Studium und Lebenspraxis mit allen Sensationen, Fehlern, Überraschungen, Niederlagen und Glücksmomenten für wiederholbar, geschweige korrigierbar hielte. Leben ist Geschenk - und was daraus wird, hängt von derart vielen, unbeeinflussbaren Faktoren ab, dass einam nur die Wahl bleibt, lebenslang zu lernen.</p><p></p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi3WEMo-PbzQEtr_sg7sqfKn3P82ObwrKullcdn205xOmR5bYmYcZSKKBeCTFtVYcU8zjXQAoHlPmPmcwX5laIijFykVB1EAx-Zrp57kcLrBdytb7SuyI7Q9OIn49VFaZeycIiVfJXGl5E/s1266/KosmosneuTitel.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1266" data-original-width="800" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi3WEMo-PbzQEtr_sg7sqfKn3P82ObwrKullcdn205xOmR5bYmYcZSKKBeCTFtVYcU8zjXQAoHlPmPmcwX5laIijFykVB1EAx-Zrp57kcLrBdytb7SuyI7Q9OIn49VFaZeycIiVfJXGl5E/s320/KosmosneuTitel.jpg" /></a></div><br />Schönstes Geschenk zum 70sten: Die Neufassung von "Der menschliche Kosmos", und dass es wieder im Salier Verlag Leipzig erschien, mit dem mich seit 2006 alle meine Bücher verbinden.<p></p><p>Neu ist - neben vielem anderen - das Vorwort. Weil es von Herzen kommt, sei's hier als neue Leseprobe eingefügt. Lust auf mehr kann sich holen, wer die im Blog veröffentlichten Kapitel der Erstausgabe von 2006 anschaut. Viel Vergnügen.</p><p>
</p><h3 class="tm5"><strong><span class="tm6"></span><span class="tm6">Vorwort in eigener Sache - aber nicht nur</span></strong></h3>
<p class="Normal tm7"><span class="tm8">Im Jahr 2016 – ich hatte gerade das Rentenalter erreicht – machte ein Freund namens Hein der Frau meines Herzens einen unwiderstehlichen Antrag. Sie wies ihn ab. Er hinterließ
ihr als Andenken einen Flug im Rettungshubschrauber, allerlei bunte Komaträume und uns beiden viele, viele Gründe uns zu freuen: Dass Shi Qin wieder selbständig atmete, das Bewusstsein wiedererlangte, allerlei
Schläuche loswurde, die sie am Leben gehalten hatten, zum ersten Mal vom Rollstuhl aus die Koi im Teich und die wilden Erdbeeren im Park der Klinik betrachtete. Fünf Monate nach dem Antrag machte sie die ersten Schritte
ohne Rollator am Ufer der Oos im schönen Baden-Baden, trat in einen Hundehaufen – was angeblich Glück bringen soll, uns aber sogleich erinnerte, dass selbst dieses Paradies nicht frei von Übeln ist. </span></p>
<p class="Normal tm7"><span class="tm8">Viele wirkliche Glücksmomente kamen seither hinzu, früher Selbstverständliches wurde lustvolles neues Erleben, gar Abenteuer. Wir sind Ärzten, Physiotherapeuten,
Logopäden, Pflegekräften, Freunden, zahl- und namenlosen Helfern im Hintergrund von Herzen dankbar, weil es ohne sie dieses Glück nicht gäbe.</span></p>
<p class="Normal tm7"><span class="tm8">Gut möglich, dass es auch die Neufassung dieses Buches nicht gäbe, denn zum einen halfen Kenntnisse und Erfahrungen, die schon die Erstauflage enthielt, bei der Rehabilitation;
zum anderen wurde die Strategie des Froschs im Sahnetopf bestätigt: Wenn du dich nicht aufgibst, sondern strampelst, wird aus der Sahne Butter, dann kommst du aus dem fetten Elend heraus: froh und munter, sogar um einiges
stärker und klüger.</span></p>
<p class="Normal tm7"><span class="tm8">Und da die Beweggründe nicht entfielen, aus denen ich „Der menschliche Kosmos“ geschrieben habe, weder die Sorgen, Konflikte und Ärgernisse noch die ermutigenden,
bewährten Methoden des Perspektiv- und Strategiewechsels, dürfen meine Frau und ich uns aufs Erscheinen von „Kosmos 2.0“ freuen.</span></p>
<p class="Normal tm7"><span class="tm8">Auch dabei hatten wir sachkundige Hilfe und danken unseren Freunden und Verlegern: Hans-Jürgen Salier nahm schon 2004 mein Manuskript in seinem Hilburghäuser Verlag Frankenschwelle
an, sein Sohn Bastian publizierte es als eines der ersten im 2006 neugegründeten Salier Verlag in Leipzig – der Anfang einer wunderbaren Zusammenarbeit.</span></p>
<p class="Normal tm7"><span class="tm8">Bald werde ich 70. Der Blick aufs Weltgeschehen bietet nur hartgesottenen Ignoranten rosige Aussichten, und nur Frösche, die gern in fetter Sahne ersticken wollen, können die
Füße ruhig halten. Keine Ahnung, wie lange Zeit und Kräfte für anhaltend munteres Strampeln ausreichen. Keine Ahnung, wie groß der Topf ist, wieviele andere am rettenden Boden unter den Füßen
mitarbeiten. Immerhin gibt es sie. Vielleicht gehören Sie, geneigte Leser, dazu: Es wäre uns eine große Freude. Freund Hein, alias „der Gevatter“ darf im Buch nochmal auftreten – er hat aber
auch hier nicht das letzte Wort.</span></p>
<p class="Normal"> </p>
suedwestfunkhttp://www.blogger.com/profile/07625099354988568913noreply@blogger.com0Baden-Baden, Deutschland48.76564 8.22852419999999920.455406163821152 -26.9277258 77.075873836178843 43.384774199999995tag:blogger.com,1999:blog-1796841413206792882.post-41430833815563545152018-03-22T20:38:00.000+01:002019-05-11T12:38:42.532+02:00Online Lesen: "Der menschliche Kosmos"<b><i>Vor längerer Zeit hatte ich <a href="https://publizist.wordpress.com/2011/02/26/leben-ist-gratis-im-wesentlichen/" target="_blank" title="Gratis: das Beste am Leben">zum Thema "Gratiskultur" gepostet. </a>Der Entschluss, mein Buch <a href="http://goo.gl/QdzYo" target="_blank" title="Gefühle, Konflikte, Strategien">"Der menschliche Kosmos"</a> ausschnittweise hier im Weblog zu veröffentlichen, ist konsequent, indessen keineswegs uneigennützig, denn dabei kann ich den Text aus dem Jahr 2006 abschnittsweise überarbeiten; dafür hat sich seither angesichts globaler, mehr noch politischer Entwicklungen in Deutschland reichlich Stoff angesammelt. Wer mag, kann mit dem <a href="http://goo.gl/25pAO" target="_blank" title=""Kosmos" bei google">Originaltext </a>vergleichen.</i></b><br />
<br />
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left; margin-right: 1em; text-align: left;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhOTXEwEDHZECi9jWxqogVgE42CikUxCRuw5ZT080InlSgouDQRQH_FJnaeNSvJ0_o_5syXt11ypY0gbBhG92UKYMskMPlrUFuTLj_A3EspXTa7xqho1ORs9z8Q6z50FwYK9SLvqAvd8SY/s1600/kosmos_200.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="256" data-original-width="200" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhOTXEwEDHZECi9jWxqogVgE42CikUxCRuw5ZT080InlSgouDQRQH_FJnaeNSvJ0_o_5syXt11ypY0gbBhG92UKYMskMPlrUFuTLj_A3EspXTa7xqho1ORs9z8Q6z50FwYK9SLvqAvd8SY/s320/kosmos_200.jpg" width="250" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Das Buch erschien erstmals 2006 - es wächst</td></tr>
</tbody></table>
<b>VORWORT</b><br />
<br />
Das Schicksal des Menschen ist der Mensch.<br />
Das gilt für den Einzelnen, der kaum längere Zeit ungesellig leben kann, wenn er essen, trinken, sich warm halten und soziale Grundbedürfnisse befriedigen will.<br />
Das gilt für die Gattung in einer enger werdenden Welt mit knappen Ressourcen und begrenzten Räumen. Zwar werden natürliche Katastrophen unsere Spezies immer gefährden – niemals werden sich Erdbeben, Überflutungen, Brände, Seuchen, Einschläge von Asteroiden oder kosmische Strahlung gänzlich beherrschen lassen - aber wir stehen heute mehr denn je vor der Frage, ob nicht menschliches Handeln, ob nicht seine <a href="https://kosmosmensch.blogspot.de/2013/09/kapitel-4-4.html" rel="noopener" target="_blank">Formen sozialer Interaktion</a> das eigentliche Problem sind.<br />
Können wir Konflikte zwischen konkurrierenden Gruppen - Nationen, Kulturen, Ethnien, Religionen, Konzernen, Banken, Regierungen, Parteien oder sonstiger (an Stämme der Steinzeit erinnernder) Organisationsformen – anders als durch Gewalt lösen? Sind nicht aggressive Strebungen, Dominanzwünsche und Gewalt elementare Strategien des Überlebens?<br />
Gewalt als Schlägereien, Revolten, Kriege und Terrorattacken hat es immer gegeben, sie dauert fort und findet <a href="https://publizist.wordpress.com/2016/01/02/enthemmtund-leider-nackt/" rel="noopener" target="_blank">neue Formen im Cyberspace</a>. Der Einzelne hatte wenig mehr als den Zufall auf seiner Seite, wenn es ums Überleben ging. Die naturwüchsige Strategie von Herden, Schwärmen, Sippen, Horden, Banden verbesserte seine Chancen, alle profitierten vom Schutz, vom Fortbestand der Gemeinschaft, Verlierer blieb immer der Einzelne. Ähnlich verhält es sich mit Strategien der stammeskulturell geprägten Meute,<a href="https://publizist.wordpress.com/2017/07/19/fragen-nach-sinn-und-ziel/" rel="noopener" target="_blank"> des Mobs, der Staaten, Unternehmen und Verbände</a> aller Art.<br />
Mit der Entwicklung moderner Staaten und Firmen samt Heeren von Arbeitern und Angestellten wird das Phänomen struktureller Gewalt interessant: Es gibt Organisationen, die nach außen und innen rücksichtslos ihre Interessen zur Selbsterhaltung durchsetzen - gegen Leib und Leben des Einzelnen, gegen die Konkurrenz, das Gemeinwesen und gegen die Natur. Sie trachten danach, sich mit besonderen Rechten auszustatten - auf nationaler, zunehmend supranationaler Ebene, so dass weder sie selbst noch irgend eines ihrer Mitglieder für jede Art Fehlleistung in Haftung zu nehmen wären. Solche Organisationen versuchen mit legalen oder kriminellen Mitteln, die Grundlage allgemeinen Rechts zu usurpieren: das "Gewaltmonopol des Staates". Dass Konflikte eskalieren, dass sie in vollkommene Zerstörung münden, nehmen sie schlimmstenfalls in Kauf. Sie stellen die ihnen zugehörigen Menschen von Verantwortung frei und machen sie zu willfährigen Handlangern.<br />
Der Vorgang wird an den totalitären Systemen des Kommunismus und Nationalsozialismus deutlich. <a href="https://publizist.wordpress.com/2013/06/17/das-unrecht-anderswo-und-unser-recht/" rel="noopener" target="_blank">Religiöse oder andere ideologische Verklärungen von Gewalt gab es seit je</a> - hier nahmen sie im Deckmantel von Heilsversprechen an ihre Gefolgschaft die Dimension von Genoziden und Weltkriegen an. Angesichts globaler Auswirkungen, die seit dem 20. Jahrhundert sowohl mit Kriegen unmittelbar, als auch mit Angriffen auf Energie- oder Finanzwirtschaft, Informations-und Versorgungssysteme einhergehen, ist zu fragen, ob Konflikte zwischen Menschen auch künftig so unvermeidlich und unbeherrschbar bleiben wie Naturereignisse.<br />
Lässt sich das Verhalten von Milliarden Menschen nicht auf ein friedliches, ausbalanciertes Zusammenleben hin beeinflussen, auf kooperative Strategien der Individuen und ihrer Organisationen, zum Nutzen der Gattung mit ihrer Kultur (Technik) und der sie umgebenden Natur? Derzeit erscheint das - mit dem Blick auf politische Realitäten - als Wunschtraum.<br />
Zweierlei zumindest ist sicher:<br />
<ul>
<li>Konflikte sind unvermeidlich; sie erzeugen die Dynamik zwischen Gruppen von Menschen ebenso wie zwischen Individuen und dem gesamten Umfeld, mit dem wir alle interagieren: mit der Welt.</li>
<li>Konflikte werden in Zukunft ALLE betreffen. Die globale Wirtschaft wird es unvermeidlich geben und damit wechselseitige Abhängigkeiten aller von (fast) allen. Das betrifft die natürlichen Ressourcen ebenso wie den Informationsaustausch.</li>
</ul>
Angesichts dieser mit dem abgedroschenen Begriff "Komplexität" unzulänglich beschriebenen Lage ist nichts verdächtiger als Heilslehren.<br />
<i>(Fortsetzung - Abschnitt 2) </i>Anonymousnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1796841413206792882.post-52302009701283973042018-03-20T11:53:00.001+01:002018-03-20T11:54:59.580+01:00Ungemein eigensinnig–und inspirierend<a href="http://publizist.files.wordpress.com/2018/03/grimm_neu_u1_neu.jpg"><img width="264" height="453" title="GRIMM_NEU_U1_NEU" align="left" style="margin: 0px 10px 0px 0px; border: 0px currentcolor; border-image: none; padding-top: 0px; padding-right: 0px; padding-left: 0px; float: left; display: inline; background-image: none;" alt="GRIMM_NEU_U1_NEU" src="https://publizist.files.wordpress.com/2018/03/grimm_neu_u1_neu_thumb.jpg" border="0"></a>Kaum dass ich lesen konnte, geriet ich vor über sechs Jahrzehnten an ein dickes Buch in grauem Leineneinband, das mich weit übers Schulische hinaus immer wieder fesselte: “Knaurs Lexikon” war in fetten Blockbuchstaben eingeprägt. Vom A beginnend grub ich mich hindurch – und reiste aus der engen Thüringischen Kleinstadt hinaus in alle Welt. Wie viel Futter für die Phantasie hinter diesen Buchstaben, Worten und Artikeln steckte! Damals gab es nur wenige Bilder, Landkarten erschlossen sich dank der Erzählungen meiner Großmutter von den <a href="https://raketenschirm.com/2012/05/31/hundert-jahre-fernweh/" target="_blank" rel="noopener">Seereisen des Großvaters nach Afrika, China, Indien, bis in die Kriegsgefangenschaft nach Australien</a>. Dann kam ich an den Buchstaben N, dort fehlten viele Seiten, fast alle mit Wörtern, die mit “Nat” begannen. Die Oma erklärte alsbald, weshalb sie fehlten, das Knäblein stürzte sich mit umso heftigerer Neugier auf ein unversehrtes Exemplar des “Knaur”, das sich im Bücherschrank des Onkels fand. Der Nationalsozialismus erschien ihm dort groß, voller lockender Ziele, Orden, Auszeichnungen, Uniformen – und flößte zugleich Furcht ein.<br>
Diese Geschichte erzähle ich, weil mein Leben voller kostbarer Bücher war, weil dieses von Peter Graf herausgegebene eine wahre Schatztruhe der deutschen Sprache und ein unerschöpflicher Quell der Neugier und Phantasie ist, und weil es – wie alle Enzyklopädien, Lexika, Wörterbücher – zum Verständnis von Geschichte und Literatur viel Wundersames und etliche tiefere Einsichten bereithält als einschlägige Fernsehserien, Radiodokus, Zeitschriften, Vorträge. <br>
Freilich bekommt der Leser hier keine fixfertigen und wohlverdaulichen “Narrative” verabreicht, nur zahllose Anregungen. Er darf selbst der Vielfalt, den Wandlungen, dem Gebrauch – insbesondere dem literarischen – von Wörtern nachspüren. Deshalb erwarten Sie bitte von mir auch keine “Buchkritik”. Mein Artikel hinkt sowieso vielfachem Lob hinterher; der <a href="http://daskulturellegedaechtnis.de/" target="_blank" rel="noopener">“VERLAG DAS KULTURELLE GEDÄCHTNIS”</a> ist in kurzer Zeit durch sein ambitioniertes Programm und die originelle Buchgestaltung zu einem Liebling der Fachleute geworden, und Grafs Arbeit insbesondere verdient die mediale Aufmerksamkeit. Schon wegen der Leistung, aus fast 35 Tausend Seiten des "Deutschen Wörterbuchs" <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_W%C3%B6rterbuch" target="_blank" rel="noopener">mit seiner langen Entstehungsgeschichte</a> 352 auszuwählen. Im Vorwort erzählt er, wie er "nach Lust und Laune" zu seiner Blütenlese kam, und was wir dem riesenhaften Unterfangen der Brüder Grimm verdanken.<br>
Nach derlei wurde er in Interviews gefragt, nach "Lieblingswörtern", auch nach Beiträgen im <a href="http://woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/wbgui_py?sigle=DWB" target="_blank" rel="noopener">DWB </a>aus der neueren Zeit, denn zu einem vorläufigen Ende kamen die Nachfolger der Brüder Grimm erst 1961. Peter Graf schlug vor, während des Nationalsozialismus Hinzugefügtes nicht zu tilgen, obwohl es ihm verständlicherweise missfiel, sondern es zu kommentieren. Und damit schließt sich der Kreis: Durch Weglassen oder "Ausmerzen" kann niemand etwas lernen. Um so mehr ist zu bedauern, dass eine Neubearbeitung, in den 1950er Jahren begonnen, seit 2016 nicht mehr weiterverfolgt wird. Gar zu gern hätte ich eine Wortschöpfung von Bertolt Brecht dort wiedergefunden: Das "Kaderwelsch". Sie steht in den <a href="https://www.mtholyoke.edu/courses/ahildebr/spring2007/deutsch222/BrechtBuckowerElegien.pdf" target="_blank" rel="noopener">Buckower Elegien [11]</a>. Kaderwelsch nennt Brecht "Die neue Mundart" der Politbürokraten:<br>
<div>
<i>...Dem, der Kaderwelsch hört</i></div>
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<i>Vergeht das Essen.</i></div>
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<i>Dem, der es spricht</i></div>
<div>
<i>Vergeht das Hören.</i></div>
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Und wer sich davon erholen will, erlabe sich an den Wortschönheiten in der "ungemein eigensinnigen Auswahl" aus dem DWB - oder hebe daselbst weitere Schätze.</div>
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<div id="bonuswebshop-search-detail-info-titel"><br></div>
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Peter Graf "Eine Ungemein eigensinnige Auswahl unbekannter Wortschönheiten aus dem Grimmischen Wörterbuch", Verlag Das Kulturelle Gedächtnis 2017, 352 Seiten, 25 €</div>
<div class="wlWriterEditableSmartContent" id="scid:77ECF5F8-D252-44F5-B4EB-D463C5396A79:3879dc57-836f-419c-8e21-5c5888583d34" style="margin: 0px; padding: 0px; float: none; display: inline;">del.icio.us Tags: <a href="http://del.icio.us/popular/B%c3%bccher" rel="tag">Bücher</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Deutsch" rel="tag">Deutsch</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Gebr%c3%bcder+Grimm" rel="tag">Gebrüder Grimm</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Grimmsches+W%c3%b6rterbuch" rel="tag">Grimmsches Wörterbuch</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Mundarten" rel="tag">Mundarten</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Phantasie" rel="tag">Phantasie</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Sprachverlust" rel="tag">Sprachverlust</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Synonyme" rel="tag">Synonyme</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Vergessene+W%c3%b6rter" rel="tag">Vergessene Wörter</a></div>suedwestfunkhttp://www.blogger.com/profile/07625099354988568913noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1796841413206792882.post-70002792689933462592017-12-15T00:10:00.000+01:002017-12-15T00:21:27.269+01:00Kapitel 6 (6)<a href="https://kosmosmensch.blogspot.de/2017/02/kapitel-6-5.html" target="_blank"><i>Zurück zu Abschnitt (5)</i></a><br />
<i>
</i>
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left; margin-right: 1em; text-align: left;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhSs5xGqKd0njjGVw9Wb7a12bNq08et7qbkrej8fdMroQwYovbkfw4S6WZujhRsVmYo7cyJMZIz5mRaRlDv9oOmoH0Zs_EhosNBTAwCrNL4f8MKKJCGmcHupIbLgLhq8HkwIeG4RgS1uFk/s1600/IMG_20140828_171943.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhSs5xGqKd0njjGVw9Wb7a12bNq08et7qbkrej8fdMroQwYovbkfw4S6WZujhRsVmYo7cyJMZIz5mRaRlDv9oOmoH0Zs_EhosNBTAwCrNL4f8MKKJCGmcHupIbLgLhq8HkwIeG4RgS1uFk/s320/IMG_20140828_171943.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><i>Das Leben des Pilzes frisst die Lebensenergie des Baums</i></td></tr>
</tbody></table>
<div class="western">
<span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: medium;">Kommen
wir auf die verfügbare Zeit zurück. Wir reden von nichts anderem
als einem Energieverhältnis. Keinem uns bekannten dynamischen System
– egal ob „belebt“ oder „unbelebt“ – steht für seine
Interaktionen unbegrenzt viel Energie zur Verfügung. Das
Energiepaket eines Menschen hat im Allgemeinen eine Größenordnung
von einigen zehn (heute durchschnittlich fast achtzig) Jahren. Wie
weit dieses Reservoir in den Interaktionen mit der Umgebung
ausgeschöpft wird, hängt von Anfangs- und Randbedingungen ab, aber
wir wollen katastrophale Verläufe einmal ausblenden. </span></span>
</div>
<div class="western">
<span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: medium;">Die
Reichweiten unserer Interaktionen liegen alle in einer bestimmten
Größenordnung und unsere gesamte Wahrnehmung ist auf diese
Größenordnung „geeicht“. Die biologische Uhr des Menschen
bezieht sich vollkommen auf seine Energieaustauschprozesse. Sie
registriert während heftiger seelischer und körperlicher Aktivität
einen anderen „Zeitverbrauch“ als in passiven Phasen. </span></span>
</div>
<div class="western">
„<span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: medium;">Was,
soviel Zeit ist schon vergangen?“, fragen sich die Liebenden, wenn
sie zur Uhr schauen, „so wenig erst!“, denkt zur gleichen Zeit
der Nachtwächter. Das mechanische Bewusstsein würde hieraus
schließen, dass die Lebenserwartung von Nachtwächtern wegen des
geringeren Energieaustauschs mit der Umgebung länger ist als die von
Erotomanen. Das ist schon deshalb Unsinn, weil beide jederzeit die
Rollen tauschen können. <a href="https://publizist.wordpress.com/2017/11/19/wettlauf-der-killer/" target="_blank">Jede Biographie hat ihren charakteristischen Energieverlauf</a>; die Bilanz aber liegt bei allen Menschen in der
gleichen Größenordnung (wie gesagt: von katastrophalen Verläufen
sehen wir ab). Um es noch einmal ganz klar herauszustreichen: die
mechanische Ticktack- Uhr ist nur Mittel, Unvergleichbares zu
vergleichen. Sie ist ein Instrument unserer technischen Zivilisation
und ausschließlich für deren Zwecke wird sie immer weiter
vervollkommnet in ihrer Genauigkeit, ohne je die mechanische Abfolge
des „eins nach dem anderen“ zu verlassen. </span></span>
</div>
<div class="western">
<a href="https://www.blogger.com/null" name="Abschnitt_6_12"></a><span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: medium;">Wir
landen hier beim Rätsel des „Symmetriebruches“ (Zeit läuft nur
in eine Richtung, eine Umkehr ist nicht möglich), über den Physiker
und Philosophen anhaltend grübeln. Und ich will mich diesen
Grübeleien nicht anschließen, sondern noch einmal – nehmen Sie’s
mir bitte nicht übel – auf der Forderung bestehen, Zeit nicht als
absolute und „wertneutrale“ Größe zu sehen, sondern vom
Standpunkt des dynamischen Systems aus als an Wechselwirkungen
gebundene. Schauen wir also auf die Biographie, als hätten alle
Interaktionen Jahresringe hinterlassen. So gesehen wird klar, dass
jede spätere Interaktion auf dem Holz des Erlebten, Verarbeiteten
und nur noch eingeschränkt Verfügbaren aufbaut. <a href="https://publizist.wordpress.com/2017/11/15/wir-sind-gedchtnis-und-konflikt/" target="_blank">Wir können nicht unser Gedächtnis wie eine Festplatte oder ein Magnetband „löschen“</a>
und neu beschreiben und unseren Körper – also unsere Wahrnehmung –
immer aufs Neue „neutralisieren“. Unsere innere Matrix gestaltet
sich, genau wie ein Baum, kumulativ. Deshalb haben Kinder ein ganz
anderes Zeitempfinden als Erwachsene und uns scheint die Zeit
schneller zu verrinnen je älter wir werden. Jede Bewegung erfasst
den ganzen Baum und nicht nur die im letzten Jahr neu gewachsenen
Äste, jede Wahrnehmung mobilisiert den gesamten Erfahrungsschatz und
damit alle Antizipationsmöglichkeiten, nicht nur die der letzten
Sekunden oder 24 Stunden. In komplexen und bis heute nicht erkannten
Prozessen werden „Langzeit-“ und „Kurzzeiterinnerungen“ mit
einer Fülle von Strategien abgeglichen. Die Routinen und Rituale
sind dabei gewissermaßen das feste Holz, das den Energieaufwand in
Grenzen hält. Sie verleihen uns Gestalt oder den „Charakter“ in
den Interaktionen und Selbstinteraktionen. Vertrauen wir also unserem
Zeitempfinden und lösen wir uns von der technisch- zivilisatorischen
Fiktion einer abstrakt und gleichmäßig ablaufenden Zeit. Sie
gaukelt uns vor, in einen amorphen und unbestimmten Raum
hineinrennen, -planen, -bauen und –regieren zu können, in der die
Sonne morgens auf- und abends untergeht. Unsere Zukunft aber hat eine
Struktur, so wie die Baumzeit ihre Ringe. Sie wird bestimmt durch die
Anfangsbedingungen und das Wechselspiel aus Systemstrategien und
Umgebungseinflüssen. </span></span>
</div>
<div class="western">
<a href="https://www.blogger.com/null" name="Abschnitt_6_13"></a><span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: medium;"><i>Das
Beharren auf mechanisch-kausalen Strategien läuft auf den kindlichen
Versuch hinaus, nach erfolgreicher Bändigung eines Schnürsenkels
eine Schleife in eine Giftschlange zu machen.</i></span></span></div>
<div class="western">
<span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: medium;"><i>Sie
halten das für eine blödsinnige Übertreibung? Dann fragen Sie doch
ruhig einmal etwas genauer nach, zu welchem Ergebnis es führen soll,
die Lebensdauer des Menschen um eine Größenordnung – nicht um ein
paar Monate oder Jahre – zu verlängern. Geben Sie Ihrer Phantasie
Zucker und gehen Sie durch eine Stadt New York, in der eine Milliarde
Menschen im Alter zwischen fünf und fünfhundert leben. Bevölkern
Sie Ihre Wohnung mit der zehnfachen Mannschaft. Denken Sie über den
Preis gar nicht nach. Stellen Sie sich nur vor, dass alle diese
reizenden, gutaussehenden, gesunden und wohlgenährten Menschen ihre
Konflikte genauso austragen, wie es heute üblich ist. Denn über
geänderte Verhaltensweisen schweigen sich alle die grandiosen
Utopien der technischen Zivilisation aus. Sie wissen nicht warum, sie
ahnen es nur.</i></span></span></div>
<div class="western">
<br /></div>
<div class="western">
<span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: medium;"><i>Weiter mit Abschnitt (7) </i></span></span>
</div>
suedwestfunkhttp://www.blogger.com/profile/07625099354988568913noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1796841413206792882.post-77036588941775947212017-02-23T19:50:00.001+01:002017-12-15T00:20:15.692+01:00Kapitel 6 (5)<i><a href="https://kosmosmensch.blogspot.de/2017/01/kapitel-6-4.html" target="_blank">Zurück zu Abschnitt 4</a></i><br />
<a href="https://lh3.googleusercontent.com/-Fl4hMj2nl6Q/WK8u7xtO5JI/AAAAAAAADaM/9O2DYv8YZyo/s1600-h/Atelier%25255B2%25255D.jpg"><img align="left" alt="Atelier" border="0" height="185" src="https://lh3.googleusercontent.com/-loh4TVjxB6U/WK8u8Y9ygYI/AAAAAAAADaQ/l05Uqlv7vgY/Atelier_thumb.jpg?imgmax=800" style="background-image: none; border-bottom: 0px; border-left: 0px; border-right: 0px; border-top: 0px; display: inline; float: left; margin: 0px 10px 0px 0px; padding-left: 0px; padding-right: 0px; padding-top: 0px;" title="Atelier" width="244" /></a>Der Umgang mit Kindern belehrt schnell über den unerschöpflichen Einfallsreichtum, mit dem kleine Menschen ihre Interessen durchsetzen. Geschickte Eltern antworten ihrerseits mit immer neuen und flexiblen Manövern. In glücklichen Verhältnissen laufen sie darauf hinaus, die Absichten des Kindes nicht nur brachial („dominant“) zu vereiteln, sondern seine Aufmerksamkeit auf ein anderes Ziel zu lenken. Dabei lernen beide Seiten. Sie lernen, ohne je zu dauerhaft funktionierenden Pat(end)lösungen zu kommen, sie handeln und feilschen mit immer anderen Methoden um den aktuellen Kompromiss. Gewisse Regeln und Rituale werden, so lange sie für beide Seiten zweckmäßig sind, respektiert und eingehalten – bis zumeist das Kind sie bricht. Eltern erleben das schwache, unterlegene Kind als Despoten. Paradox? <br />
Hier zeigt sich der blinde Fleck des Dominanzprinzips: Schon bevor sie ein Verhältnis gesetzt hat, ist Dominanz von diesem Verhältnis abhängig. Sie kann nur bestehen, wenn sie sich zugleich auf den Erhalt des Verhältnisses verpflichtet – sich also zum Diener macht. Um es auf ein anderes beliebtes Paradox zu bringen: „Beherrsche mich!!!“ sagt der Masochist zur Domina. <br />
Wir können das Paradox auflösen. Dazu müssen wir nur eines tun: wir müssen akzeptieren, dass es Erde, Sonne und Menschen nur gemeinsam und als Teil des Universums gibt und dass die Zeit nicht nach unseren Uhren läuft. Was vergangen ist, ist nicht „objektiv reale Vergangenheit“ und die Zukunft ist alles andere als unbestimmt. <br />
<a href="https://www.blogger.com/null" name="Abschnitt_6_08"></a><i>Stellen Sie sich einmal vor, Sie blicken vom Moment ihres Todes aus zurück. Sehen Sie die Zeit nicht unabhängig mit dem Ticktack der Uhren ablaufen, sondern als verfügbare Zeit, deren Maß ausschließlich Ihre Interaktionen mit der Umgebung sind. Es ist schwer, sich vom Diktat der mechanischen Zerhacker freizumachen, nicht wahr? Dabei ist dieses Instrument erst seit etwa 200 Jahren jedermann an jedem Ort verfügbar; noch Ende des 18. Jahrhunderts machte sich der längst vergessene preußische Schriftsteller <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Gottlieb_von_Hippel_der_%C3%84ltere" target="_blank">Theodor Gottlieb von Hippel</a> in einem Theaterstück über den „<a href="http://www.zeno.org/Literatur/M/Hippel,+Theodor+Gottlieb+von/Drama/Der+Mann+nach+der+Uhr,+oder+der+ordentliche+Mann" target="_blank">Mann nach der Uhr</a>“ lustig. Heute sind wir alle „Menschen nach der Uhr“, abhängig bis zur besinnungslosen Hatz nach Terminen. „Zeiteinteilung“ meint fast immer ein mechanisches Raster, das zu den Abläufen des Gestells kompatibel sein muss. Aber die verfügbare Zeit hat ein anderes Maß. Die Dauer eines Traumes, einer Geburt, eines Liebesaktes, eines schweren Konfliktes sind nicht mit der Stoppuhr zu messen. Denn wann genau wollten wir sie ein-, wann ausschalten? Wann beginnt der Traum vom Fliegen, wann endet er? Wenn Sie zurückblickend die Chance hätten, durch Streichen eines Ereignisses Zeit „zurückzugewinnen“ – wie wollten Sie das messen und berechnen? Dem mechanischen Verständnis fällt das scheinbar leicht: </i> <br />
„<i>Die betrunkene Silvesternacht von 1969 ab Schlag zwölf bis vier Uhr früh streiche ich. Ich wende mich nicht der aufreizend hübschen Babsy zu, sondern stoße mit meinen Kumpels an und gehe irgendwann sturzbetrunken aber solo ins Bett. Damit mache ich den Neujahrstag zum Ausnüchtern und die folgenden drei Monate für das Studium verfügbar, promoviere erfolgreich und sterbe in einem schönen Haus im Grünen, statt in einer Mansarde in Berlin-Schöneberg“. </i> <br />
<i>Wieviel Zeit gewonnen, wieviel Zeit verloren? Wenn der Tod im Reihenhaus durch Herzinfarkt und zwanzig Jahre vor dem in der Mansarde eintritt? Wenn aber andererseits dem Doktor die Zeit erfüllt war mit Glück im Beruf und in der Familie und ihm „im Fluge“ verging, während sich der Glücksritter der Jugendjahre als alter Single dahingrämte?</i> <br />
<a href="https://www.blogger.com/null" name="Abschnitt_6_09"></a>Zeit ist keineswegs gleich Zeit, wie uns die Zerhacker glauben machen wollen. Vor allem aber: wir können uns „zurückblickend“ der „Vergangenheit“ nicht nähern, wir entfernen uns definitiv von ihr immer weiter. Indem wir unsere Gedanken wandern lassen, verbrauchen wir neue Zeit – die wir im Moment des Todes gar nicht mehr hätten. Sie werden mir nachsehen, dass ich Sie erst jetzt über dieses Paradox stolpern lasse – falls Sie mir nicht längst auf die Schliche gekommen sind, weil Sie das erste Kapitel oder <a href="https://www.herder.de/leben-shop/warum-das-leben-schneller-vergeht,-wenn-man-aelter-wird-kartonierte-ausgabe/c-28/p-6741/" target="_blank">„Warum das Leben schneller vergeht, wenn man älter wird“</a> aufmerksam gelesen haben. Dann wundern Sie sich auch nicht, dass „Erinnern“ nicht rückwärts, sondern vorwärts läuft – von dem Zeitpunkt an, auf den Sie zurückblicken, brauchen Sie Zeit, alles Folgende zu modellieren. <br />
Zeit gibt es nur in Verbindung mit Interaktion. Mit Vergangenem können wir nicht interagieren, wohl aber mit „trägen Resten“ der Vergangenheit. Wir sind umgeben von Systemen, die träger interagieren als wir; sie nennen wir „dauerhaft“ und suchen an ihnen die Merkmale „vergangener“ Interaktionen. Was wir „Geschichte“ nennen ist eine spezielle Form zu konstruieren – also wiederum Interaktion mit Daten, Gegenständen, Aussagen mit dem Ergebnis, Modelle zu haben und zu erzählen. Sie sollen möglichst plausibel sein und uns Muster erkennen lassen. Mustererkennung aber ist eine elementare Funktion unseres Gehirns, die im Wesentlichen unbewusst abläuft. Auch beim Simulieren, beim Machen und Erzählen von Geschichte spielen Wünsche und Ängste – und damit Strategien des Vermeidens und Erlangens – mit, die der Kontrolle unseres Bewusstseins entgehen. <br />
Wir geraten an den vertrackten Umstand, dass „Geschichte“ häufig eine Simulation vermeintlich historischen Geschehens in Gang setzt, deren Muster von vornherein den erwünschten Ergebnissen entsprechen. Die „Lehren der Geschichte“ bestätigen unsere vorgefassten Meinungen. <br />
<a href="https://www.blogger.com/null" name="Abschnitt_6_10"></a>Indessen hat jedes dynamische System eine gemäße Zeit für seine inneren und äußeren Verhältnisse; unser mechanisches Raster schafft bestenfalls eine Relation zwischen unseren Nutzanwendungen und den gemessenen Systemen. Noch immer werden Äpfel eben zu ihrer Zeit reif und nicht wenn es der Konservenfabrik passt. Und die Zeit eines Menschen hat eine Relation zur kosmischen Dimensionen und zu den Dimensionen der Elementarteilchen, die wir uns kaum vorstellen geschweige beherrschen können. Dennoch träumen wir angesichts sterbender Sonnen von der „Unsterblichkeit“ und ziehen an allen Hebeln der Dominanz, sie zu erreichen. Wir akzeptieren gerade eben, dass die Vergangenheit eine Struktur hat, die wir nicht ändern können; dass auch die Zukunft unbeherrschbar strukturiert ist, wollen wir nicht hinnehmen. Planung soll das Dominanzprinzip perpetuieren. <br />
Aber Zukunft ist kein leerer Zeit-Raum, in den sich hineinhantieren lässt. Die Plätze sind besetzt: von Erdbeben, Klimaveränderungen, kosmischen Katastrophen. Vor allem aber von nie gleichzeitig beherrschbaren Zielen und ihrer Antizipation, von den Kraftfeldern mit den wesentlichen Mustern der menschlichen Existenz, von den gleichzeitig wirkenden, die ganze Geschichte der Menschheit wie des einzelnen bewegenden Strategien. Dabei zeigt sich: Gefährlicher für die Menschheit als Killerviren, Klimakatastrophen oder Energiemangel sind unangepasste Strategien. Und natürlich die zugehörigen Rituale und Verhaltensmuster. Wir sind nicht besser als die Igel, nur anders. Wir rollen uns nicht vor den Vierzigtonnern zusammen – nicht in jedem Fall – wir fahren sie. Wir können uns allerdings auch fragen, ob wir wirklich die Joghurtbecher von Polen nach Spanien karren müssen. <br />
<a href="https://www.blogger.com/null" name="Abschnitt_6_11"></a><i>Das Beispiel der „<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Bovine_spongiforme_Enzephalopathie" target="_blank">BSE- Seuche</a>“ reiht sich würdig in die schier endlose Folge besinnungslos bis zur Katastrophe durchgehaltener Verhaltensweisen: „möglichst viel möglichst billig“ – das war das Ziel der Fleischverbraucher, der Viehzüchter, der Futterhersteller. Tierkadaver, Abwässer samt Fäkalien: egal womit Tiere gefüttert wurden, Hauptsache der Gewinn war möglichst groß. Alle drehten an der Schraube, die Profit aus geschundenen Tieren herausquetschen sollte. Dann tauchten auch im „Musterland“ infizierte Tiere auf und alsbald begann die Hatz auf Sündenböcke. Am Ende war es der Staat, der „Verbraucher nicht genug geschützt“ haben soll. Vor wem, wenn nicht vor sich selbst und ihrer Geiz-ist-geil-Strategie? Vor wem, wenn nicht vor der eigenen Habgier? Nein, habgierig, neidisch, verantwortungslos sind ja immer nur die anderen. </i> <br />
Mit derartigen Beispielen lassen sich Bibliotheken füllen. Und es ließe sich vor allem eines verdeutlichen: <br />
Mit äußeren, geschriebenen Regeln, Gesetzen und Verordnungen, mit Kontrollen und Strafen ist den tödlichen Strategien nicht beizukommen. Jede Regel, jedes Gesetz, jede Verordnung gebiert, sobald nur kundgetan, eine Vielzahl von Schlupflöchern, Methoden, sie zu umgehen oder zu unterlaufen, Ausweichmanöver und nötigenfalls kriminelle Abwehr. Wer imstande ist, tödliche Strategien zu erkennen, täte besser daran, sein Verhalten zu verändern: Durch neue oder geänderte Routinen und Rituale. Es genügt nicht, zu wissen. Nur wo handelnde Subjekte eigenverantwortlich ausprobieren können, und das heißt, auch den unbewusst ablaufenden Interaktionen Platz und Entfaltung zubilligen, entsteht ein schöpferisches Wechselspiel aus Versuch und Irrtum, Lernen und Gestalten. Wie bei Kindern, wenn sie Glück haben. <br />
<a href="https://kosmosmensch.blogspot.de/2017/12/kapitel-6-6.html" target="_blank"><i>Weiter zu Abschnitt 6</i></a><br />
<div class="wlWriterEditableSmartContent" id="scid:77ECF5F8-D252-44F5-B4EB-D463C5396A79:9511a50a-bdb5-41e0-8cb1-8de768533bac" style="display: inline; float: none; margin: 0px; padding-bottom: 0px; padding-left: 0px; padding-right: 0px; padding-top: 0px;">
del.icio.us Tags: <a href="http://del.icio.us/popular/Kinder" rel="tag">Kinder</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Lernen" rel="tag">Lernen</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Rituale" rel="tag">Rituale</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Rollen" rel="tag">Rollen</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Spiele" rel="tag">Spiele</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Experimente" rel="tag">Experimente</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Trial+and+Error" rel="tag">Trial and Error</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Regelverst%c3%b6%c3%9fe" rel="tag">Regelverstöße</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Gesetzesbruch" rel="tag">Gesetzesbruch</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Kreativit%c3%a4t" rel="tag">Kreativität</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/P%c3%a4dagogik" rel="tag">Pädagogik</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Selbstverantwortung" rel="tag">Selbstverantwortung</a></div>
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suedwestfunkhttp://www.blogger.com/profile/07625099354988568913noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1796841413206792882.post-30636514482373569372017-01-26T17:25:00.002+01:002019-05-12T13:02:17.093+02:00Kapitel 6 (4)<i><a href="http://kosmosmensch.blogspot.de/2017/01/kapitel-6-3.html" target="_blank">Zurück zu Abschnitt 3</a></i> <br />
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left; margin-right: 1em; text-align: left;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgrrAZthoraF9VduE8gDSeINXOh0JATRPquNd-VOzb68vOJglJB7Fmsi34iQ5QYXxg5k2Sl2_cJvesTM4VMOlmBpHh5JkEcMsVKkn9k4AOpTlL9dPBg4_W_60cTe2kAhrhA-3gDxxaOSM0/s1600/Louis_XIV_of_France.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1127" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgrrAZthoraF9VduE8gDSeINXOh0JATRPquNd-VOzb68vOJglJB7Fmsi34iQ5QYXxg5k2Sl2_cJvesTM4VMOlmBpHh5JkEcMsVKkn9k4AOpTlL9dPBg4_W_60cTe2kAhrhA-3gDxxaOSM0/s320/Louis_XIV_of_France.jpg" width="225" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Ludwig XIV. - "Sonnenkönig" von Frankreich</td></tr>
</tbody></table>
Vor jedem Handeln liegt eine Entscheidung. In den allermeisten Fällen sind wir uns dieser Entscheidungen nicht bewusst. Wenn wir zurückschauen, ergibt sich fast ausnahmslos, dass einer der Handelnden die Tendenz hatte zu dominieren. Es gab immer einen Sieger, einen „Hammer“ und einen „Amboss“. Unsere <a href="https://publizist.wordpress.com/2014/03/06/aufs-siegen-fixiert-massenwahn-und-kriegsgefahr/" target="_blank">Geschichtsschreibung und insbesondere die Massenkultur suggerieren</a>, dass ein Sieg, dass das Beherrschen des Gegners wünschenswert ist: „The Winner Takes it All“. Egal was die Siege kosten – sie sind zunächst und vor allem Siege. Diesem Prinzip ist der Mensch seinem Mitmenschen und seiner natürlichen Umwelt gegenüber einige Jahrtausende hindurch gefolgt, und er beherrscht sie mit seinem bewundernswert entwickelten Instrumentarium heute in Bereichen, von denen nur Visionäre vor hundert Jahren träumten. Überschallflüge, Raumgleiter, Tiefseetaucher, Rasterkraftmikroskope für Millionstel Millimeter kleine Räume, Laserimpulse von gewaltiger Energiedichte, die so kurz sind, dass sich 10 <sup>–15</sup> Sekunden kurze Prozesse im Zellinneren fotografieren lassen. In den Medien jagen sich die Meldungen von immer mächtigeren Wirtschaftsunternehmen und Supercomputern, gentechnischen Wunderwaffen gegen Krankheiten; bald sollen Roboter, so klein wie Bakterien, unsere Körper durchwandern, diagnostizieren und reparieren. <br />
<a href="https://www.blogger.com/null" name="Abschnitt_6_06"></a>Noch mehr fesseln das Publikum und die für Werbeeinnahmen zuständigen Medienmanager allerdings Nachrichten von Katastrophen: Wirbelstürme, Killerviren, abstürzende Jets, Massenmorde, Erdbeben. „Wird es schlimmer?“ fragen die Journalisten mit Mienen voller Besorgnis, „Und wenn ja: <a href="http://kosmosmensch.blogspot.de/2013/08/wovon-medien-themenunabhangig-leben.html" target="_blank">WARUM? UND WER IST SCHULD</a>?“ <br />
Sie sollten sich damit nicht weiter quälen. Wir sind einfach dabei, uns zu Tode zu siegen. Das ist ganz normal, denn jede Strategie ist eine Strategie zum Tod. Solange wir dem Dominanzprinzip huldigen, die Welt als Maschine betrachten, deren Rädchen nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung ineinandergreifen und nach dem Warum fragen, wenn uns ein Kampfhund in die Nase beißt, sind die Tage menschlicher Existenz ebenso gezählt, wie die Minuten eines Igels, der sich vor einem Vierzigtonner zusammenrollt. <br />
Bevor in einer Interaktion eine Entscheidung fällt – also andauernd im „Rhythmus von Millisekunden“ – ist in einem komplexen Prozess die Auswahl einer bestimmten Strategie abgelaufen. Jede Lebensform entscheidet sich für diejenige, welche das Wünschenswerte antizipiert. Um es noch einmal ganz deutlich zu unterstreichen: Entscheidungen und Handeln sind von Zielen bestimmt, nicht von Ursachen, <a href="http://kosmosmensch.blogspot.de/2013/02/kapitel-3-6.html" target="_blank">die „innere Matrix“ liefert dafür die Strategien</a>. 99 % der Entscheidungen erfolgen unbewusst. Und die gewählten Strategien laufen ganz und gar nicht immer auf Dominanz hinaus, sondern – Sie können es vielleicht schon nicht mehr hören – auf <a href="http://kosmosmensch.blogspot.de/2013/02/kapitel-3-7.html" target="_blank">das Erhalten dynamischer Gleichgewichte</a>. Dabei konkurrieren Strategien mit äußerst unterschiedlichen Zeithorizonten, die sich im Laufe des Lebens obendrein sehr verändern. Bewusst wird von diesem permanenten „Streit der Gefühle“ das wenigste. <br />
Aber unsere Wahrnehmung ist retrospektiv. Wir schauen auf das Ergebnis und interpretieren es auf Ursache und Wirkung hin. Wir konstruieren Wirklichkeit über Blicke in den Rückspiegel, während das Leben unablässig weitergeht – und wir von der Realität vor uns, von der Zukunft, nichts wissen können. Wir können nur aus statistischen Daten eine mögliche Zukunft modellieren. Das funktioniert erfahrungsgemäß ganz gut, aber es bleibt eben ein Modell, das von Daten aus dem Rückspiegel lebt. Realität: Die Nase blutet, der Rottweiler ist weg. Konstrukt, um sicheres Verhalten gegen künftig auftauchende Beißer herauszufinden: „Was habe ich falsch gemacht? Warum hat er gerade mich gebissen?“ Außer der Frage war nichts falsch. Es war Glück. <br />
<i>Der Rottweiler antizipierte eine leichte Beute und hätte sicher weiter gespielt. Er hätte Sie gern zum apportierbaren Fleischklumpen gemacht, aber ein Pfiff seines Herrn, eines strengen Dominanzanhängers, hielt ihn ab. Hasso wollte, statt seinem Instinkt zu folgen, lieber schwerste Prügel vermeiden: Ziel und Strategie wechselten blitzschnell. So weit die Realität. Ebenso naheliegende wie fragwürdige Schlüsse: </i><br />
<ul>
<li><i>Alle Rottweiler sind bissig – meide sie!</i></li>
<li><i>Leinenzwang für Hunde muss überall gelten!</i></li>
<li><i>Das Halten bissiger Hunde muss verboten werden!</i></li>
<li><i>Hundehalter brauchen einen Hunde-Führerschein!</i></li>
<li><i>Hunde dürfen nur in umzäunten, mit Warnhinweis ausgewiesenen Gebieten frei laufen!</i></li>
</ul>
<i>Jeder dieser Schlüsse zieht Verhaltensszenarien nach sich. Besteht auch nur eines die Prüfung auf Realitätstauglichkeit? Schon Versuche, in Verkehrsmitteln oder an öffentlichen Plätzen, wo sich Menschen drängen, einen </i><i><i>Zwang </i> zu Leine oder Beißkorb durchsetzen zu wollen, sind hoffnungslos gescheitert. <a href="http://www.textlog.de/tucholsky-traktat-scherz.html" target="_blank">Tucholskys Glosse über Hunde und Hundehalter</a> ist aktuell wie je.</i><br />
<a href="https://www.blogger.com/null" name="Abschnitt_6_07"></a>Welche Vielzahl von Strategien wir einsetzen, habe ich in dem (nicht im Weblog publizierten) Kapitel über die <a href="http://immosennewald.com/service/basis/die-wortlose-weltsprache.html" target="_blank">„wortlose Weltsprache”</a>, den körperlichen, nonverbalen Teil der Kommunikation, angedeutet – auch dass unsere Wahl- und Entscheidungsfreiheit ziemlich beschränkt ist. Aber dieses zusätzliche Instrument – Sprache und sprachliches Bewusstsein –, das uns vom Igel unterscheidet, können wir zu Anderem nutzen, als nur um zu dominieren. Wir können uns bewusst machen, dass Dominanz nur den engsten Zeithorizont erfasst und als singuläres Verhältnis in dynamischen Systemen auf Stillstand und Chaos – also Tod hinausläuft. <br />
Anschaulich gesprochen: wenn wir unseren Trieben, Wünschen und Lüsten samt ihren mechanischen Rechtfertigungen <a href="https://publizist.wordpress.com/2010/01/28/besuch-am-ubergang/" target="_blank">(„wenn ich’s nicht tue, tut’s ein anderer“, „schließlich machen es alle so“)</a> folgen und despotisch durchsetzen „was das Herz begehrt“, zerstören wir uns selbst. Anarchie ist insofern nur die Kehrseite des Despotismus, dem sie zu trotzen behauptet. Sich jederzeit möglichst nach Lust und Laune verhalten zu können, erscheint vielen wünschenswert und entspricht kindlichen Vorstellungen von „Freiheit“. „Keine Macht für niemand“ oder „Gebt den Kindern das Kommando“, so wird gesungen und skandiert. Es sind Despotenträume. <br />
<br />
<a href="https://kosmosmensch.blogspot.de/2017/02/kapitel-6-5.html" target="_blank"><i>Weiter zu Abschnitt 5</i></a><br />
<br />
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<br />
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<br />suedwestfunkhttp://www.blogger.com/profile/07625099354988568913noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1796841413206792882.post-20818945852739332322017-01-25T20:26:00.000+01:002017-05-25T23:28:51.052+02:00Kapitel 6 (3)<a href="http://kosmosmensch.blogspot.de/2017/01/kapitel-6-2.html" target="_blank"><i>Zurück zu Abschnitt 2</i></a><br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: "helvetica neue" , "arial" , "helvetica" , sans-serif;"><br /></span></span>
<span style="font-family: inherit;"><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "helvetica neue" , "arial" , "helvetica" , sans-serif;">So wenig es ein Leben ohne Interaktion geben kann, so wenig kommt Interaktion ohne Rituale und Routinen aus. (Routinen definiere ich der Unterscheidung halber als zweckbestimmte Handlungen, die im Gegensatz zu den Ritualen keine sozialen Rollen definieren). Die Komplexität unserer Bewegungen und Handlungen ließe sich ohne sie nicht bewältigen. Das Anschnallen im Auto ist eine solche Routine, das Frisieren vor dem Spiegel nur, wenn es nicht der Selbstinteraktion dient – also praktisch nie. Es ist normalerweise ein Ritual der Selbstdefinition. </span></span></span><br />
<span style="font-family: inherit;"><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "helvetica neue" , "arial" , "helvetica" , sans-serif;">Heben wir nun einmal die Augen auf zu den Mächtigen dieser Erde. Sie halten es sicher auch nicht für einen Zufall, dass Macht mit Begriffen wie „hochgestellt“, „erhaben“ oder einfach „groß“ verbunden ist. Klar: die früheste, tiefste und nachdrücklichste Erfahrung mit Unterordnung und Macht ist die rein körperliche Unterlegenheit des Kindes.</span></span></span><br />
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left; margin-right: 1em; text-align: left;"><tbody></tbody></table>
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left; margin-right: 1em; text-align: left;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><span style="font-family: inherit;"><a href="https://4.bp.blogspot.com/-r-Uen7RaTW4/WIjLDUbmRoI/AAAAAAAAAYY/pAfGx2F6sZ4Rs-o4Ynk_ousWRawMNcEYACLcB/s1600/KohlModrowMomperBrandenburgerTor.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="213" src="https://4.bp.blogspot.com/-r-Uen7RaTW4/WIjLDUbmRoI/AAAAAAAAAYY/pAfGx2F6sZ4Rs-o4Ynk_ousWRawMNcEYACLcB/s320/KohlModrowMomperBrandenburgerTor.jpg" width="320" /></a></span></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: inherit;"><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "helvetica neue" , "arial" , "helvetica" , sans-serif;"> </span></span><span style="font-size: xx-small;"><span style="font-family: "helvetica neue" , "arial" , "helvetica" , sans-serif;">Kohl bei der Öffnung des Brandenburger Tors am 22.12.1989</span></span></span></td></tr>
</tbody></table>
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left; margin-right: 1em; text-align: left;"><tbody>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: left;">
<span style="font-family: inherit;"><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "helvetica neue" , "arial" , "helvetica" , sans-serif;">Die Gegner Helmut Kohls hatten es insofern um einiges schwerer als die Oskar Lafontaines, zeitweise um fast anderthalb Zentner. Während Kohl mit seiner auf 194 Zentimeter verteilten Masse jede Menge Luft von der politischen Bühne schob, schien der Zwerg aus dem Saarland ständig auf den Zehenspitzen stehen und das </span></span><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "helvetica neue" , "arial" , "helvetica" , sans-serif;">Kinn nach oben recken zu müssen, um auf andere herabsehen zu können. Die katastrophalen Wirkungen auf seine Sympathiewerte beim Publikum habe ich oben schon erörtert. Im Zusammenhang mit Kohl habe ich nicht einmal von wirklich bösen Giftspritzen unter den weiblichen TV- Konsumenten so etwas wie „fieser alter Stinker“ gehört. Witze ja, Abfälliges über seine Intelligenz und seine Bildung die Menge, aber keine wirklich kränkende Bezeichnung. Noch der Wirbel rund um die <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/CDU-Spendenaff%C3%A4re" target="_blank">Spendenaffäre </a>und den nachfolgenden Untersuchungsausschuss zeigt, welche Wellen ein Koloss Kohlschen Formats schlagen kann, und wie er damit seine politischen Gegner ins Strampeln bringt. </span></span></span></div>
<span style="font-family: inherit;"><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "helvetica neue" , "arial" , "helvetica" , sans-serif;">Die körperliche Vorgabe begünstigt eine Rollenverteilung nach dem Schema „Vater und Kind“. Sie wäre aber wirkungslos, wenn nicht entsprechende Rituale zwischen dem „Riesen“ und seiner Umgebung dieses Schema fortwährend reproduzieren würden. „Die anderen spielen den König“, das gilt für die kleine Prinzessin und ihre Spielkameraden wie in der großen Politik: wenn nicht Hofschranzen und politische Gehilfen die Korona des Patriarchen erzeugen, wenn es seine Feinde nicht sehr viel Mut kostet, sich ihm und seinem Klüngel entgegenzustellen, fehlt ihm das Wichtigste zu seiner Rolle. Und damit sind wir an einem wichtigen Punkt gelandet: beim Dominanzprinzip.</span></span></span><br />
<div class="western">
<span style="font-family: inherit;"><span style="font-size: small;"><span style="font-family: "helvetica neue" , "arial" , "helvetica" , sans-serif;">„<a href="https://publizist.wordpress.com/2014/03/06/aufs-siegen-fixiert-massenwahn-und-kriegsgefahr/" target="_blank">Leiden oder triumphieren, Amboss oder Hammer sein</a>“ – das ist die
klassische Entscheidung, bisweilen auf die platte, mechanische Frage
nach der Macht, die Frage „Wer – wen“ verkürzt. Damit ist der
systematische Fehler unserer Wahrnehmung, die Reduktion komplexer
Prozesse auf simple Kausalitäten, total und brutal zum politischen
Prinzip erhoben. Leider haben die katastrophalen Folgen solcher
Machtpolitik wenig Einsicht bewirkt. Dem systematischen Fehler folgt
der Auswertungsfehler<a class="sdfootnoteanc" href="https://www.blogger.com/blogger.g?blogID=1796841413206792882#sdfootnote1sym" name="sdfootnote1anc"><sup>1</sup></a>.
Aber es ist mit dem engen Blick auf ewige Abfolgen von Ursache und
Wirkung eben noch viel schwieriger, als mit dem auf Sonnenauf- und
untergang: Wir sehen ja die Wechselwirkungen von Umgebung, Auge und
Gehirn nicht, wir sehen, was uns unser Gehirn sehen lässt. Und an
unserem Verhalten erscheint uns nichts so selbstverständlich wie
Dominanz. </span></span></span>
</div>
<div id="sdfootnote1">
<div class="sdfootnote-western" style="page-break-before: always;">
<span style="font-family: inherit;"><a class="sdfootnotesym" href="https://www.blogger.com/blogger.g?blogID=1796841413206792882#sdfootnote1anc" name="sdfootnote1sym">1</a> <span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: xx-small;">
Barbara Tuchman „Die Torheit der Regierenden“ </span></span></span>
</div>
</div>
<span style="font-family: inherit;"><br /></span>
<span style="font-family: inherit;"><i><a href="https://kosmosmensch.blogspot.de/2017/01/kapitel-6-4.html" target="_blank">Weiter zu Abschnitt 4 </a></i></span><br />
<span style="font-family: inherit;"><br /></span>
suedwestfunkhttp://www.blogger.com/profile/07625099354988568913noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1796841413206792882.post-22918752447079445762017-01-23T22:33:00.003+01:002023-07-02T00:06:59.762+02:00Kapitel 6 (2)<span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;"><i>Zurück zu <a href="http://kosmosmensch.blogspot.de/2017/01/kapitel-6-1.html" target="_blank">Abschnitt 1</a> – er schloss: Normalerweise beherrschen Sie Ihre Lebensumgebung routiniert, mit unzähligen unbewussten Handlungen, einige davon haben den Charakter von Ritualen. <b>Das sind diejenigen, die soziale Rollen definieren</b>.</i></span></span><br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;">Es muss nicht ein fehlender Kuss sein, an dem Ihnen das bewusst wird: Immer wenn ein solches Ritual merklich verändert wird oder wegfällt, bedeutet das eine erhebliche Veränderung der Interaktionsmuster und stört das Gleichgewicht. Wir haben ein tief wurzelndes Bedürfnis, unser Umfeld mit Ritualen und routinierten Handlungen zu beherrschen und zugleich sind wir von diesem Umfeld abhängig – es handelt sich eben um Wechselbeziehungen. </span></span><br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;">Für Menschen, deren Interaktionsmöglichkeiten eingeschränkt sind, können Handlungsroutinen besonders wichtig werden: für Autisten oder alte Menschen zum Beispiel.<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhkPCUc986ggRYzuG3NPGzkV7-kE2Fe4wVxotuspWuIsEx8u3L_MU4dXxtDmk3C8bK4pWea9OXmP0toH9zaaajXvOs7MN1p1Ez8bz6_yHezHbAkkkhK8yGiFGMAxqHgQc0tmVAsqBU10HeShqr4NWY57OSjHgf09ANRoJiS5EzWPA09b7KERCRIDFSFGxc/s8062/omma1.jpg" imageanchor="1" style="font-family: inherit; font-style: italic; margin-left: 1em; margin-right: 1em; text-align: center;"><img border="0" data-original-height="8062" data-original-width="5996" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhkPCUc986ggRYzuG3NPGzkV7-kE2Fe4wVxotuspWuIsEx8u3L_MU4dXxtDmk3C8bK4pWea9OXmP0toH9zaaajXvOs7MN1p1Ez8bz6_yHezHbAkkkhK8yGiFGMAxqHgQc0tmVAsqBU10HeShqr4NWY57OSjHgf09ANRoJiS5EzWPA09b7KERCRIDFSFGxc/s320/omma1.jpg" width="238" /></a><i style="font-family: inherit;">Ich erinnere mich noch sehr gut, wie <a href="https://publizist.wordpress.com/2010/08/30/lebewohl/" target="_blank">meine Großmutter</a> im hohen Alter immer mehr die Fähigkeit verlor, spontan auf Veränderungen zu reagieren. Sie nahm nicht auf, was um sie herum vorging. Aber bestimmte Dinge liefen routiniert ab: das Wegräumen des Bettzeugs und das Kaffeekochen ebenso wie das Saubermachen und Einkaufen. Wie sehr sich Routinen und Rituale vom Wahrnehmungsvermögen abkoppelten, merkten wir daran, dass die eingekauften Waren immer dieselben waren, aber gar nicht gebraucht wurden, zum Beispiel -zig Butterpackungen. Wenn meine Großmutter ihr Appartement verließ, schloss sie ihre Tür ab und steckte den Schlüssel in die Einkaufstasche. Am Ende ihres Lebens – sie war schon neunzig Jahre alt – funktionierte auch dabei die Rückkopplung nicht mehr. Mehrmals wandte sie sich auf dem Flur des Appartementhauses um und fragte: „Habe ich denn auch abgeschlossen?“ und dann suchte sie in ihrer Tasche nach dem Schlüssel, fand ihn und hatte ihn augenblicklich wieder vergessen, genau wie die vielen Butterstücke in ihrem Kühlschrank.</i><br /></span></span>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;"><i>Meine Besuche bei ihr waren natürlich rituell: im Winter stellte ich meine Langlaufski im Flur ab, sie deckte den Tisch mit Kaffee und Kuchen, wenn ich durchgefroren von den Bergen herunterkam; im Frühling sprachen wir von den blühenden Gärten und dann folgten unabhängig von der Jahreszeit Beschwerden darüber, dass meine Mutter sie zu selten besuchte. </i></span></span> <br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;">Solche Rituale in der Familie können Sie bestimmt auch beschreiben. Vielleicht können Sie sogar herausfinden, welche Rollenzuweisungen sich mit den Ritualen verbinden. </span></span><br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;"><a href="https://www.blogger.com/null" name="Abschnitt_6_03"></a>Wie sehr wir von funktionierenden Handlungsroutinen und -ritualen abhängen merken Sie, wenn ihnen morgens der Filter platzt und Sie den Satz im Kaffee haben. <a href="https://publizist.wordpress.com/2014/04/30/die-bsen-kleinen-teufel/" target="_blank">Manchmal reicht weniger, um heftige Reaktionen zu provozieren</a>. Noch stärker wirken jene Rituale, die unsere sozialen Interaktionsmuster ausmachen. Wenn jemand seinen Lebenspartner verlässt, ist er vielleicht von der neuen Liebe aufgewühlt oder den ungewohnten neuen Möglichkeiten gefangen genommen, für die er ein fade gewordenes Zusammensein leicht aufgibt. Der Alleingebliebene stürzt – selbst wenn die Trennung für ihn nicht überraschend kommt – in ein Chaos. Es ist übrigens egal, ob die verlorene Liebe oder der Tod zur Trennung führt: Die unterbrochenen Lebensmuster bringen ihn aus der Balance. Handlungsroutinen laufen in die Leere. Die Antizipation der durch Rituale gesteuerten Wechselbeziehungen funktioniert weiter, aber das Ziel der Erwartung ist nicht mehr da. Und das Ergebnis ist Phantomschmerz, der unser Dasein verstört, egal ob es sich um den Verlust eines Körperteils, eines geliebten Menschen, eine Vertreibung aus der Heimat oder auch nur den Tod eines Haustieres handelt, das lange Zeit mit uns zusammenlebte. </span></span><br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;"><i>Der Rauhaardackel meiner Mutter lag gewöhnlich im Wohnzimmer auf dem Sofa und sprang, wenn jemand die Wohnung betrat, herunter. Dann flitzte er in den Flur, um den Ankömmling zu begrüßen. Er bellte nur, wenn es geklingelt hatte.</i></span></span> <br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;"><i>Als der Bursche in die ewigen Jagdgründe einging, war diese stereotype Bewegung samt dem Geräusch der Pfoten immer noch da, als hätte der Dackel eine Spur in der Raumatmosphäre hinterlassen. Natürlich war der Vorgang nur in unsere Wahrnehmung eingewachsen. Jedes Mal, wenn wir im Wohnzimmer saßen und sich ein Schlüssel im Türschloss drehte, antizipierten wir den alten Gefährten. Mit dem Geist von Hamlets Vater hat es vermutlich die gleiche Bewandtnis.</i></span></span> <br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;"><a href="http://kosmosmensch.blogspot.de/2017/01/kapitel-6-3.html" target="_blank"><i>Weiter zu Abschnitt 3</i></a></span></span><br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;"><br /></span></span>
suedwestfunkhttp://www.blogger.com/profile/07625099354988568913noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1796841413206792882.post-69120386184885023392017-01-22T21:11:00.001+01:002017-01-27T22:52:13.486+01:00Erwünschte Entfernung<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://4.bp.blogspot.com/-zuUTntSBSU8/WIURj1BTYOI/AAAAAAAAAYI/7CzX8ebnCdc1UmHJ25OGZRBMiNtuvcy8QCLcB/s1600/IMG_20160820_202034.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="180" src="https://4.bp.blogspot.com/-zuUTntSBSU8/WIURj1BTYOI/AAAAAAAAAYI/7CzX8ebnCdc1UmHJ25OGZRBMiNtuvcy8QCLcB/s320/IMG_20160820_202034.jpg" width="320" /></a></div>
Mit fortschreitendem Alter stellt sich immer dringlicher die Frage, <a href="https://publizist.wordpress.com/2015/02/22/die-freiheit-zu-altern/" target="_blank">wofür einer seine Energien einsetzen will</a>, von welchen Arbeitsfeldern er sich besser zurückzieht, weil Aufwand - also knapper, kostbarer werdende Lebenszeit - und Nutzen - also der Gewinn an Zufriedenheit, zu dem wohl auch das Einkommen beiträgt - nicht mehr in vernünftigem Verhältnis stehen.<br />
<br />
Im Journalismus war mein erwartbarer Gewinn an Zufriedenheit schließlich ebenso dramatisch geschrumpft wie meine Möglichkeiten, unerfreulichen Entwicklungen auf diesem Arbeitsfeld zu wehren. Die Situation war - insbesondere was das Fernsehen anlangt - jener zu vergleichen, in der ich mich seit Anfang der 80er Jahre in der DäDäÄrr befand: Mit unvertretbarem Kraftaufwand versuchte ich damals, quadratzentimeterweise auf Theaterbühnen Handlungsfreiheiten zu behaupten. Das erwies sich als sinnlos, weil immer genügend Bereitwillige verfügbar waren, mich zu verdrängen, meine Positionen zu besetzen. Der Staat konnte meine jederzeitige Ersetzbarkeit zur Erpressung nutzen, er versuchte, mich in den Mainstream des Gehorsams zu zwingen. Ich gab nicht nach, ich stieg aus. Die Nachfolger machten Karriere - einige besonders Stromlinienförmige auch nach dem Zusammenbruch der DäDäÄrr im vereinigten Deutschland; nicht nur sie verdarben mir die Lust, jemals wieder an Stadttheatern zu inszenieren. Mit der Hochachtung für die oppositionellen Autoren, Regisseure, Schauspieler, Bühnenbildner und anderen mutigen Mitarbeiter der Theater in totalitären Staaten wuchs meine Enfernung zu den bequemen Salonrevoluzzern des Westens. Ähnliches hat Liao Yiwu in China erlebt. Das Radiofeature über ihn und seinen <a href="https://immediator.wordpress.com/2011/08/15/prgelnd-und-singend-im-folterknast/" target="_blank">Roman "Für ein Lied und hundert Lieder"</a> zeigt, wie nahe sich der aus China und der aus der DäDäÄrr "entfernte" sind.<br />
<a href="https://publizist.wordpress.com/2010/01/28/besuch-am-ubergang/" target="_blank">Ersetzbarkeit ist das Mittel der Erpressung</a> in allen Sozialsystemen - das war keine gänzlich neue Einsicht meiner Tätigkeit als Journalist in den vergangenen zwanzig Jahren. Diese Einsicht, ihre sozialen Hintergründe, ihre Konsequenzen flossen in mein erstes Buch <a href="http://immosennewald.com/service/der-menschliche-kosmos/kosmos.html#1120189dec145c772" target="_blank">"Der menschliche Kosmos"</a> ein: 2006 begann mit seinem Erscheinen mein <a href="http://immosennewald.blogspot.de/2012/11/vom-gluck-der-rauswurfe.html" target="_blank">Ausstieg aus dem Fernsehen</a>. Es hatte wirkliche Höhepunkte, Erfolge gegeben, die dem Funktionieren demokratischer Strukturen und <a href="http://immosennewald.com/referenzen/referenzen.html" target="_blank">dem Auftrag öffentlich-rechtlicher Anstalten Ehre machten.</a><br />
Die Entwicklung aber macht aus Journalisten zunehmend Erfüllungsgehilfen. Quotenvermutungen bestimmen fast ausschließlich, welche Themen ins Programm kommen; statt journalistisch distanzierter Haltung beim Berichten und womöglich quer stehender eigener Meinung beim Kommentieren richten sich Stellungnahmen an minder qualifizierten Prominenten oder politisch korrekten Experten aus. Es ist egal, ob die vermeintlichen Gewissheiten von heute sich morgen als Unsinn erweisen: Hauptsache schnellstens auf der "richtigen" Seite dabeisein, Hauptsache Quote.<br />
Für mich wurde es höchste Zeit, mich aus diesem Geschäft zu verabschieden, nur noch das zu tun, was mit meiner Haltung vereinbar ist: So wenig wie der staatlich verordneten Monokultur im Osten werde ich der auf Konformismus zielenden Monokultur des Mainstreams zuarbeiten. Es gibt Wichtigeres - sogar Wichtigeres als Geld.suedwestfunkhttp://www.blogger.com/profile/07625099354988568913noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1796841413206792882.post-57495559137432731372017-01-22T20:17:00.000+01:002017-01-27T22:53:29.623+01:00Kapitel 6 (1)<h3>
</h3>
<a href="https://www.blogger.com/null" name="Abschnitt_6_01"></a><span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;"><b>Die Macht der Rituale und die Rituale der Macht </b></span></span><br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;"><b> </b> </span></span><br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;"><b><a href="https://lh3.googleusercontent.com/-4eMujYogDeA/WIUDUmDgy7I/AAAAAAAADW0/n_MqBP0tJ14/s1600-h/buendnisa_2002.jpg"><img align="left" alt="buendnisa_200" border="0" height="204" src="https://lh3.googleusercontent.com/-HSm_f36wH5U/WIUDVUKbalI/AAAAAAAADW4/mJ-E8SsW2b0/buendnisa_200_thumb.jpg?imgmax=800" style="background-image: none; border-width: 0px; display: inline; float: left; margin: 0px 10px 0px 0px; padding-left: 0px; padding-right: 0px; padding-top: 0px;" title="buendnisa_200" width="204" /></a>Aggression und Dominanz. Die Despotie des Spontanen. Dominanz und die Herrschaft der Dominierten, individuelle und soziale Regelsysteme. Rituale des Gestells und unbeherrschbare Informationsnetze: die Macht von Klatsch und Tratsch.</b></span></span><br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;"><b> </b> </span></span><br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;">Dieses Kapitel gehört Ihnen. Viel mehr als die vorangegangenen lebt es davon, wie Sie eigene Erfahrungen aufarbeiten und bereit sind, selbst etwas Neues auszuprobieren. </span></span><br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;"><i>Suchen Sie sich einen ruhigen Ort, wo Sie mit sich alleine sind und wirklich ungestört, mindestens für eine Viertelstunde. Legen Sie sich auf den Boden und entspannen Sie sich, wie Sie es in <a href="http://kosmosmensch.blogspot.de/2013/02/kapitel-3-2.html" target="_blank">Kapitel 3</a> schon getan haben, um Ihren Körper zu spüren. Schließen Sie die Augen und erinnern Sie sich des Tagesablaufs - so als liefe ein Film ab, der Sie alles der Reihe nach noch einmal erleben lässt, was vorgefallen ist. Nehmen Sie sich nicht zu viel vor: zwischen Nachtlager und Morgentoilette passiert schon eine ganze Menge. Setzen Sie sich lieber einen Endpunkt – etwa die morgendliche Begrüßung in Ihrer Arbeitsumgebung oder die Verabschiedung der Kinder auf den Schulweg.</i></span></span> <br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;"><i>Wenn Sie eine erste grobe Ablaufskizze haben, dann gehen Sie in die Details. Was war ihr erster Gedanke beim Wachwerden? Erinnern Sie sich wirklich noch, mit welchem Bein Sie aufgestanden sind? Was war Ihr erster Kontakt zu einem anderen Menschen? Was genau haben Sie beide getan? Und in welcher Reihenfolge?</i></span></span> <br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;">Sie werden feststellen, dass es einige Mühe macht, wirklich jeden Augenblick in der Erinnerung zu verfolgen und dass viele Handlungen unbewusst und routiniert ablaufen. Besondere Aufmerksamkeit und eine klarere Erinnerung verbinden sich mit jenen, die neu sind oder mit Störungen und Abweichungen einhergehen. Eine ganze Reihe von Handlungszielen erreichen Sie ohne lange nachzudenken, meist sind sie mit Ihren Gedanken woanders, während Sie Filtertüten mit Kaffee füllen oder Orangensaft aus dem Kühlschrank nehmen. Auch, wenn Sie Ihrem Lebenspartner einen Kuss geben und sagen: „Das Frühstück ist fertig“. </span></span><br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;"><a href="https://www.blogger.com/null" name="Abschnitt_6_02"></a>Der Kuss ist dennoch wichtig, denn das Ritual konsolidiert die häusliche Rollenverteilung. Jede noch so gewohnheitsmäßige Handlung ist wichtig für Ihr Gleichgewicht, das bemerken Sie spätestens, wenn Sie auf Reisen sind. Wenn nicht, sind Sie immer auf Reisen, nur mit Mama gereist oder liegen ständig unbeweglich auf einem Nagelbrett und schauen in den Himmel. Aber dann sind Mama oder das Nagelbrett unentbehrlich für das Gleichgewicht. Sei’s drum: normalerweise beherrschen Sie Ihre Lebensumgebung routiniert, mit unzähligen unbewussten Handlungen, einige davon haben den Charakter von Ritualen. <b>Das sind diejenigen, die soziale Rollen definieren</b>.</span></span><br />
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;"><i><br /></i></span></span>
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;"><i>Weiter zu <a href="http://kosmosmensch.blogspot.de/2017/01/kapitel-6-2.html" target="_blank">Abschnitt 2</a></i></span></span> <br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />suedwestfunkhttp://www.blogger.com/profile/07625099354988568913noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1796841413206792882.post-27630573598754362732016-12-15T14:40:00.003+01:002017-01-27T22:54:59.168+01:00Kapitel 5(Schluss)<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AMuseo_nazionale_del_Cinema_-_Cabiria_(Turin).jpg" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;" title="von Jean-Pierre Dalbéra from Paris, France (Le musée du cinéma #Turin#) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons"><img alt="Museo nazionale del Cinema - Cabiria (Turin)" height="250" src="https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/92/Museo_nazionale_del_Cinema_-_Cabiria_%28Turin%29.jpg/512px-Museo_nazionale_del_Cinema_-_Cabiria_%28Turin%29.jpg" title="Moloch verschlingt alles" width="400" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Moloch (von Jean-Pierre Dalbéra from Paris, France (Le musée du cinéma #Turin#) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons)</td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: "ms sans" serif , "times new roman" , serif;"><span style="font-size: 10pt;"><span style="color: black;"><span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: 14pt;"><i><a href="http://kosmosmensch.blogspot.de/2016/12/kapitel-5-7.html" target="_blank">Zurück zu Abschnitt 7</a></i></span></span></span></span></span></div>
<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<span style="font-family: "ms sans" serif , "times new roman" , serif;"><span style="font-size: 10pt;"><span style="color: black;"><span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: 14pt;">Was also bitte ist soziale Gerechtigkeit? Wirklich die Frage einer quantitativen Egalité im Einfamilienhaus mit Wunschauto?</span></span></span></span></span></div>
<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<span style="font-family: "ms sans" serif , "times new roman" , serif;"><span style="font-size: 10pt;"><span style="color: black;"><span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: 14pt;">Es gibt Menschen, die wollen kein Haus, es gibt Menschen, die wollen kein Auto. </span></span></span></span></span> </div>
<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<span style="font-family: "ms sans" serif , "times new roman" , serif;"><span style="font-size: 10pt;"><span style="color: black;"><span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: 14pt;">Es gibt Menschen, die wollen keine An-Gestellten sein.</span></span></span></span></span></div>
<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<span style="font-family: "ms sans" serif , "times new roman" , serif;"><span style="font-size: 10pt;"><span style="color: black;"><span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: 14pt;">Eine Minderheit.</span></span></span></span></span></div>
<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<span style="font-family: "ms sans" serif , "times new roman" , serif;"><span style="font-size: 10pt;"><span style="color: black;"><span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: 14pt;">Es gibt Menschen, denen ist mit noch so üppigen Mindeststandards nicht zu helfen, weil sie verrückt sind, süchtig oder sterbenskrank.</span></span></span></span></span></div>
<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<span style="font-family: "ms sans" serif , "times new roman" , serif;"><span style="font-size: 10pt;"><span style="color: black;"><span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: 14pt;">Arme Schweine. Die brauchen natürlich <a href="https://publizist.wordpress.com/2016/09/19/lechtsrinks-auf-dem-vormarsch/" target="_blank">Fürsorge</a>.</span></span></span></span></span></div>
<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<span style="font-family: "ms sans" serif , "times new roman" , serif;"><span style="font-size: 10pt;"><span style="color: black;"><span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: 14pt;">Höre ich da Mitleid? Oder handelt es sich nicht genau um das <a href="http://kosmosmensch.blogspot.com/2013/08/wovon-medien-themenunabhangig-leben.html" target="_blank">Mitleids-Ritual</a>, das die Begünstigten der An-Gestellten-Gesellschaft anstimmen, um eigene Ängste und die von ihnen billigend in Kauf genommenen Risiken und Katastrophen wegzuschieben, um weiter die Sozialsysteme ausbluten zu lassen, indem sie Verantwortung delegieren und auf unerfüllbaren Forderungen an das Gemeinwesen beharren? Um weiter Konflikte zu ignorieren, die in ihre Schablonen von der „sozialen Gerechtigkeit“ nicht passen?</span></span></span></span></span></div>
<br />
<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<a href="https://www.blogger.com/null" name="Abschnitt_5_15"></a> <span style="font-family: "ms sans" serif , "times new roman" , serif;"><span style="font-size: 10pt;"><span style="color: black;"><span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: 14pt;">Deutschland ist keine Nation der Unternehmer mehr, sondern eine der an-gestellten Bedenkenträger, Verhinderer und Unterlasser. Aber niemand kommt auf die Welt, um An-Gestellter zu werden, und es darf als bewiesen gelten, dass die Lehre vom Sozialismus nur den Würdenträgern sozialistischer Parteien das Paradies auf Erden verschafft. In der DDR gab es davon reichlich. Sie bewirkten in ihrem <a href="https://publizist.wordpress.com/2011/12/07/masken-der-macht/" target="_blank">Sicherstellungswahn </a>die vollkommene Stagnation; das Land brach zusammen. Der Westen erfand die Legende von den armen, aber mutigen revolutionären Ostdeutschen, die den bösen Kommunismus besiegten und beglückte sie alle – auch die SED- Bonzen – mit mehr sozialer Fürsorge als die DDR je hatte. Der Westen hat den <a href="https://publizist.wordpress.com/2016/11/06/ein-tragischer-held-links-grn-vergessen/" target="_blank">Untergang des Sozialismus</a> noch vor sich.</span></span></span></span></span></div>
suedwestfunkhttp://www.blogger.com/profile/07625099354988568913noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1796841413206792882.post-73166141885612796702016-12-10T23:11:00.001+01:002017-05-08T23:03:35.212+02:00Kapitel 5 (7)<i><a href="https://kosmosmensch.blogspot.de/2016/11/kapitel-5-6.html" target="_blank">Zurück zu Kapitel 5 (6)</a></i><br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left; margin-right: 1em; text-align: left;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://lh3.googleusercontent.com/-Ggh07qOOOIk/WEx9mU4Qr0I/AAAAAAAADVo/VMlt3dDm-_s/s1600-h/Schlaraffenland%25255B6%25255D.jpg" style="margin-left: auto; margin-right: auto;" target="_blank"><img align="left" alt="Schlaraffenland" border="0" height="175" src="https://lh3.googleusercontent.com/-MNT7z0eu31A/WEx9ncTmw9I/AAAAAAAADVs/_CkzJdFPeDI/Schlaraffenland_thumb%25255B4%25255D.jpg?imgmax=800" style="background-image: none; border-color: -moz-use-text-color; border-style: none; border-width: 0px; display: inline; float: left; margin: 0px 10px 0px 0px; padding-left: 0px; padding-right: 0px; padding-top: 0px;" title="Schlaraffenland" width="244" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Schlaraffenland: Traum und Alptraum</td><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><br /></td></tr>
</tbody></table>
Der Einsatz von Unternehmern oder Freiberuflern ist nicht durch Tarifregeln begrenzt. Sie haben nicht mal einen garantierten Anspruch auf Urlaub oder auch nur „Freizeit“. Über ihre Risiken entscheiden sie selbst. Das kann mörderisch sein – auch für andere. <a href="https://kosmosmensch.blogspot.de/2012/10/die-erschaffung-des-gestell-ten.html" target="_blank">Die im und vom Gestell Lebenden</a> suchen dagegen persönliche Risiken zu minimieren, womöglich vollkommen zu vermeiden. Ihre Verantwortung haben sie durch Delegieren eingeschränkt, das treibt mindestens ebenso wie die Warenwirtschaft – wie das Geld – jenen Prozess, der unter dem Begriff „<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Entfremdung" target="_blank">Entfremdung</a>“ bekannt wurde. Seltsamerweise ist er aus der Aufmerksamkeit weithin verschwunden. <br />
Wer innerhalb eines Gestells den Unterschied zwischen „Arbeit“ und „Freizeit“ nicht akzeptiert, sein Leben als „Arbeit an und für sich sieht“, wer Freiräume und persönliche Verantwortung gegen das Streben der Gestelle nach innerer Stabilität und umfassender Kontrolle von Informationen verteidigt, wer nötigenfalls Regeln missachtet oder umgeht, wird <a href="https://publizist.wordpress.com/2009/07/16/der-charme-der-stasi-2/" target="_blank">Regulierern und Kontrolleuren</a> automatisch verdächtig. Andererseits sichert ein solcher Gegenspieler ihre Existenzberechtigung. So folgerichtig wie der „Ketzer“ dem <a href="https://publizist.wordpress.com/2013/06/17/das-unrecht-anderswo-und-unser-recht/" target="_blank">Gottesstaat</a> erwächst, erwachsen den Gestellen ihre „Whistleblower“. Sie werden mit dem nämlichen Furor verfolgt. Die jeweilige Gegenseite wird sie zu Helden küren, falls sie damit öffentliche Aufmerksamkeit und neue Anhänger gewinnen kann. Falls nicht, muss sich der Betreffende in der Rolle des Außenseiters zwischen allen Stühlen zurechtfinden – und damit hat er womöglich noch Glück. <br />
<a href="https://publizist.wordpress.com/2010/08/22/elend-der-medien/" target="_blank">Medien leben davon, andere bei solchen Spielen vorzuführen, die eigenen inneren Konflikte sehen sie ungern beleuchtet.</a> <br />
Allmählich macht sich erfreulicherweise die Einsicht breit, dass diese Rollenspiele und Strategien in den Bankrott führen – nicht nur in den fiskalischen eines unvorstellbar überschuldeten Staates samt seinen Sozial- und Kontrollsystemen, sondern in den wirtschaftlichen und moralischen einer Gesellschaft, in der möglichst viele mit der Ein-Stellung leben „ICH ALLES SOFORT GRATIS!“. <br />
Ob die von Marx, Lenin und ihren Adepten gesetzte Dichotomien zwischen „Arbeit“ und „Kapital“, links und rechts, sozialem Fortschritt und Reaktion die Wahrnehmung dominieren werden bis zum Kollaps, obwohl Manager von Großunternehmen, Staat und (NG-)Organisationen aller Art samt den ihnen hörigen Medienmachern längst nach denselben Regeln spielen – denen des Gestells, wo ausschließlich Gestell- und Privatinteressen abgeglichen werden und politisches von wirtschaftlichem Kalkül längst nicht mehr zu trennen ist? Werden weiterhin Korporationen mit Gestellcharakter unwidersprochen versuchen, das Gemeinwesen zu usurpieren, nicht mehr und nicht weniger als Clans von <a href="https://publizist.wordpress.com/2016/09/29/der-riss-durch-die-welt/" target="_blank">Dorftyrannen</a>? Werden sie weiterhin unterm Applaus ihrer „Anspruchsberechtigten“ am Gemeinwohl schmarotzen können? <br />
<a href="https://www.blogger.com/null" name="Abschnitt_5_14"></a>Wir erleben die Krise dieses Systems und seines „Sozialstaates“, denn die Strategie der „Zukunftssicherheit“ aller als Gestell organisierten Korporationen hat Erwartungen angehäuft, die das Gemeinwesen einfach nicht mehr erfüllen kann. Seine Zukunft ist verstopft von diesen Erwartungen: von den Gewinnerwartungen der Konzerne, dem Kündigungsschutz der Heere von Beamten und „Verwaltern“, den Erwartungen der Beitragszahler an die Versicherungssysteme, den <a href="https://publizist.wordpress.com/2011/02/09/versorgungsfall-oder-personlichkeit-eine-hartz-iv-frage/" target="_blank">Fürsorgewünschen der Beihilfe-Empfänger</a>. Wir erleben, dass sie alle sich derzeit als unfähig erweisen, von diesen Erwartungen von ihrer „Anspruchsberechtigung“ zu lassen und ihre Strategie zu ändern. Stattdessen heißt es „mehr Desselben“ – auf allen Seiten. Und alle bejammern die folgerichtige Blockade. <br />
<i>Weiter zu Abschnitt 8</i><br />
<div class="wlWriterEditableSmartContent" id="scid:77ECF5F8-D252-44F5-B4EB-D463C5396A79:40126095-2f6f-40eb-92c6-2686b86f8ef6" style="display: inline; float: none; margin: 0px; padding-bottom: 0px; padding-left: 0px; padding-right: 0px; padding-top: 0px;">
del.icio.us Tags: <a href="http://del.icio.us/popular/Blockade" rel="tag">Blockade</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Anspruchsberechtigung" rel="tag">Anspruchsberechtigung</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Spitzel" rel="tag">Spitzel</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Denunziation" rel="tag">Denunziation</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Whistleblower" rel="tag">Whistleblower</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Armut" rel="tag">Armut</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Wachstum" rel="tag">Wachstum</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/NGO" rel="tag">NGO</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Konzerne" rel="tag">Konzerne</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Versicherung" rel="tag">Versicherung</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Staat" rel="tag">Staat</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Verschuldung" rel="tag">Verschuldung</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Finanzkrise" rel="tag">Finanzkrise</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Renten" rel="tag">Renten</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Immo+Sennewald" rel="tag">Immo Sennewald</a></div>
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />suedwestfunkhttp://www.blogger.com/profile/07625099354988568913noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1796841413206792882.post-55004495197689685482016-11-05T21:30:00.000+01:002017-01-27T23:00:54.159+01:00Kapitel 5 (6)<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://3.bp.blogspot.com/-T4ydKorHq0c/WB4OvO27CEI/AAAAAAAAAXk/3J98B8bSe6w5O-En36U8AystFVaaS5g5gCLcB/s1600/Marx%252C_Engels%252C_Lenin%252C_Stalin_%25281933%2529.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="156" src="https://3.bp.blogspot.com/-T4ydKorHq0c/WB4OvO27CEI/AAAAAAAAAXk/3J98B8bSe6w5O-En36U8AystFVaaS5g5gCLcB/s320/Marx%252C_Engels%252C_Lenin%252C_Stalin_%25281933%2529.jpg" width="320" /></a></div>
<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<a href="http://kosmosmensch.blogspot.de/2016/11/kapitel-5-5.html" target="_blank"><i><span style="font-family: inherit;"><span style="font-size: x-small;"><span style="font-size: medium;">Zurück zu Kapitel 5 (5)</span></span></span></i></a></div>
<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<span style="font-family: inherit;"><span style="font-size: x-small;"><span style="font-size: medium;">Wenn
Marx, Engels und Lenin etwas geschafft haben, außer Ideen zu geben
an die „Arbeiterbewegung“ – in Wahrheit eine Bewegung abhängig
Beschäftigter, heute im Wesentlichen eine Interessenvertretung der
An-Gestellten –, dann ist es dies: Sie haben die Deutungshoheit
über den Begriff des „Sozialen“ mit bestimmten Parteien
verknüpft, die ein Zufall der Geschichte auf der linken Seite des
Parlaments zu sitzen kommen ließ. „Links“ erscheinen seither die
Vorreiter und Hüter des „Sozialstaates“; er korrigiert die
„natur-wüchsigen“ Ungerechtigkeiten. Aber der fürsorgliche
Staat ist nicht zuletzt eine Erfindung Bismarcks. Er ist zutiefst
konservativ und patriarchalisch und verharrt in den alten Schemata
von Obrigkeit und Untertanen mit begrenzter Mündigkeit; er belohnt
die Systemkonformität, er belohnt das Mittelmaß. In den Köpfen
aber hat sich die <a href="https://publizist.wordpress.com/2014/01/13/gut-und-bose/" target="_blank">Dichotomie zwischen „Links“ und „Rechts“</a>
festgesetzt. Über einen Wandel der Bedeutungen von „sozial“,
„fortschrittlich“ oder „konservativ“ wird nicht nachgedacht.
Mit Klischees lebt es sich nun einmal leichter.</span></span></span></div>
<span style="font-family: inherit;">
</span>
<br />
<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<span style="font-family: inherit;"><a href="https://www.blogger.com/null" name="Abschnitt_5_10"></a>
<span style="font-size: x-small;"><span style="font-size: medium;">Bei
genauerem Hinsehen wird klar, dass der „Klassenkampf“ zwischen
„Sozialismus“ und „Kapitalismus“, der im Kalten Krieg seinen
Gipfel zu erreichen schien, eine Fiktion ist, denn beide Seiten sind
innerhalb des Gestells untrennbar aneinander gebunden, sie haben sich
in ihm entwickelt, sie erhalten es – jeweils dem eigenen Überleben
zuliebe – aufrecht und können ohne einander nicht leben. Der
letzte Beweis ist das vollkommene Scheitern des „sozialistischen
Weltsystems“, wo der Versuch, das freie Unternehmertum auszurotten
und die Wirtschaft ausschließlich von den An-Gestellten aus Staat
und Partei führen zu lassen, als Katastrophe endete. Nun holen
Russen und Chinesen „ihren“ Kapitalismus zurück – die
Ausbeutungsexzesse des 19. Jahrhunderts eingeschlossen – mit dem
gleichen Personal, das vorher als Staats- und Parteibürokratie die
Länder ruinierte. Aber immer noch spukt die Idee, dass wer für
An-Gestellte eintritt, auf Seiten der sozialen Gerechtigkeit kämpft,
in den Köpfen. In dieser Falle sitzen längst auch die Vertreter der
„christlich-sozialen“ Richtungen: Sie folgen der Deutungshoheit
der An-Gestellten-Parteien meist schon deshalb, weil sie selbst
An-Gestellte sind. Die Mitleids- und Fürsorgerituale halten ihnen
das schlechte Gewissen vom Leib. Sie lassen sich dafür gut bezahlen,
und die hermetischen Sicherungssysteme für ihre Versorgung nehmen
ihnen die Angst, selbst ins Unglück zu geraten. Ängstlich sind sie
dabei andauernd: <a href="https://publizist.wordpress.com/2010/01/28/besuch-am-ubergang/" target="_blank">für irgendetwas in die Verantwortung genommen zu werden.</a> Sie übersehen in all ihrer ängstlichen Fürsorglichkeit nur
einen systematischen Fehler ihrer Strategie: Fürsorge schafft
Bedürftigkeit und umgekehrt. Es ist das Wesen dieser wie jeder
Interaktion. Gegen den Mindeststandard „freistehendes
Einfamilienhaus und Wunschauto für alle“ gäbe es nichts
einzuwenden, außer einem: Er wäre sozial ungerecht.</span></span></span></div>
<span style="font-family: inherit;">
</span>
<br />
<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<span style="font-family: inherit;"><a href="https://www.blogger.com/null" name="Abschnitt_5_11"></a>
<span style="font-size: x-small;"><span style="font-size: medium;">Es
gibt Menschen, die hören sofort auf, irgendeine Art sozialer
Verantwortung wahrzunehmen, wenn nur für Essen, Trinken ein Dach
überm Kopf und ein bisschen Spaß gesorgt ist. Sie nehmen gern, was
ihnen für den Lebensunterhalt zugeteilt wird – einschließlich
kompletter medizinischer Versorgung – und schlafen sehr gut, wenn
sie nicht versteuern müssen, was sie zusätzlich verdienen. Sie
hören es gern, wenn ihnen Politiker und Journalisten versichern,
dass die Rolle des Schmarotzers schon an einen anderen Sündenbock
vergeben ist: den bösen Kapitalisten. Die An-Gestellten-Parteien
können die Rolle logischerweise nur an diejenigen vergeben, bei
denen die Mittel für die sozialistischen Versorgungssysteme zu holen
sind: Unternehmer, Freiberufler, kurz: diejenigen, die gar nicht oder
nicht allein von eben jenen Versorgungssystemen abhängig sein
wollen. Natürlich braucht man Unternehmer, um Arbeitsplätze zu
schaffen. Deshalb werden junge Menschen gelobt, die das Risiko einer
Gründung eingehen. Ihr Unternehmen hat kaum Laufen gelernt und erste
Gewinne gemacht, da wird es schon in bürokratische Regelsysteme
gezwängt und für Steuern und Sozialabgaben angezapft. </span></span></span>
</div>
<span style="font-family: inherit;">
</span>
<br />
<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<span style="font-family: inherit;"><a href="https://www.blogger.com/null" name="Abschnitt_5_12"></a>
<span style="font-size: x-small;"><span style="font-size: medium;">Nein,
ich tappe nicht in die Dichotomie-Falle, die hier lauert:
An-Gestellte oder abhängig Beschäftigte versus Selbständige,
Arbeitgeber gegen Arbeitnehmer und deren Interessenvertreter,
letztlich in das Lemma „Die Geschichte ist eine Geschichte der
Klassenkämpfe“. Sozialschmarotzer, gar Soziopathen finden sich
unter Selbständigen ebenso wie in allen Schichten, Berufen,
unabhängig von Hautfarbe, Sprache, Herkunft Religion oder
Geschlecht, sie finden auch immer Formen sich zu verbünden, wenn sie
ihr Interesse durchsetzen wollen, das da heißt: „Enteignet die
anderen“. Mir geht es nur darum, wie verantwortungsloses Verhalten
systemisch begünstigt wird. Marx hatte dafür eine bis heute gern
zitierte Beschreibung: </span></span></span>
</div>
<span style="font-family: inherit;">
</span>
<br />
<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<span style="font-family: inherit;"><i>„</i><span style="font-size: x-small;"><i><span style="font-size: medium;">Das
Kapital hat ein Grauen vor Abwesenheit von Profit, wie die Natur vor
der Leere. Zehn Prozent und man kann sie haben. Zwanzig Prozent und
sie werden lebhaft. 50 Prozent positiv waghalsig. Für 100 Prozent
stampft man alle menschlichen Gesetze unter den Fuß. 300 Prozent und
es gibt kein Verbrechen, das man nicht wagt, selbst auf die Gefahr
des Galgens.“</span></i></span></span></div>
<span style="font-family: inherit;">
</span>
<br />
<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<span style="font-family: inherit;"><span style="font-size: x-small;"><i><span style="font-size: medium;"><span style="font-style: normal;">Was
Marx hier „dem Kapital“ als Subjekt zuschreibt, Angst und Gier
bis zum beispiellosen Risiko, trieb tatsächlich immer das Handeln
menschlicher Subjekte – als Einzelne oder im Kollektiv. </span></span></i></span></span>
</div>
<span style="font-family: inherit;">
</span>
<br />
<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<span style="font-family: inherit;"><span style="font-size: x-small;"><i><span style="font-size: medium;"><span style="font-style: normal;">Nach
200 Jahren schauen wir auf eine beispiellose Erfolgsgeschichte der
Gier. In den Händen neuer Geldeliten ist mehr Besitz und Macht
akkumuliert als in denen sämtlicher Herrscherdynastien des
Milleniums – infolge des massenhaften Strebens nach dem Erwerb von
Geld und Waren. Nachdem in dieser Welt – das hatte der junge Marx
vorausgeahnt – fast alles und jeder zur Ware, also käuflich
geworden ist, darf das Geld und seine quantifizierende, alles gleich
machende Wirkung als beinahe jedem Einzelnen eingewachsenes
Strukturmuster gesehen werden. Ausnahmen bestätigen die Regel. </span></span></i></span></span>
</div>
<span style="font-family: inherit;">
</span>
<br />
<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<span style="font-family: inherit;"><span style="font-size: x-small;"><span style="font-size: medium;">Wir
landen bei der Wechselwirkung individueller Verhaltensmuster mit
sozialen Randbedingungen: im Aufgabenfeld der Politik. Es ist DAS
Konfliktfeld. Die Aussicht, dass Politik und Staat sich einmal
erübrigen könnten, war nie zuvor utopischer. Wundert sich
irgendwer, dass die Verteidiger der „reinen“ Marktwirtschaft“
ebenso katastrophale Schäden anrichten wie die der „reinen
Staatswirtschaft“ marxistisch-leninistisch-maoistischer Provenienz?
Wenn man will, erkennt man hier, wie sich in gesellschaftlichen
Verhaltensmustern – im Sinne fraktaler Selbstähnlichkeiten –
individuelle ausprägen. Gegensätze sind im Leben freilich nie so
„rein“ wie es „reine“ Verhaltensschemata geben kann, aber
erkennbar sind immerhin gegensätzliche Strategien: die des Erlangens
unter Inkaufnahme größter Risiken und die des Vermeidens unter
Inkaufnahme der Bewegungslosigkeit.</span></span></span></div>
<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<a href="http://kosmosmensch.blogspot.de/2016/12/kapitel-5-7.html" target="_blank"><span style="font-family: inherit;"><span style="font-size: x-small;"><span style="font-size: medium;"><i>Weiter zu Abschnitt 7 </i></span></span></span></a></div>
Anonymousnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1796841413206792882.post-72913193819571712592016-11-04T21:34:00.001+01:002016-11-05T21:31:05.093+01:00Kapitel 5 (5)<a href="https://lh3.googleusercontent.com/-n_PPWpFQMnk/WBzw3lYT7_I/AAAAAAAADRE/7vp4hLvcUic/s1600-h/buendnisa_200%25255B2%25255D.jpg"><img align="left" alt="buendnisa_200" border="0" height="204" src="https://lh3.googleusercontent.com/-tqebu5NX6Ww/WBzw4bp-dKI/AAAAAAAADRI/S8_R9Zqi6dg/buendnisa_200_thumb.jpg?imgmax=800" style="background-image: none; border-bottom: 0px; border-left: 0px; border-right: 0px; border-top: 0px; display: inline; float: left; margin: 0px 10px 0px 0px; padding-left: 0px; padding-right: 0px; padding-top: 0px;" title="buendnisa_200" width="204" /></a>Zurück zu <a href="http://kosmosmensch.blogspot.de/2016/10/kapitel-5-4.html">Kapitel 5 (4)</a><br />
Di<span style="font-family: inherit;">e serienweise platzenden <a href="https://www.welt.de/wirtschaft/article108872314/Die-besten-Vertreter-durften-ins-Bordell-auf-Mallorca.html" target="_blank">Skandale an der Spitze</a> spiegeln doch nur das Grundverhältnis: Wir sind <a href="https://publizist.wordpress.com/2016/09/19/lechtsrinks-auf-dem-vormarsch/" target="_blank">Anspruchsberechtigte</a>. Für die Schäden, für die Folgen verantwortlich sind die anderen. Für die Erziehung der Kinder sind Kinderkrippe, -garten, die Schule oder die Berufsausbildung zuständig. Eltern müssen sich für die Fehlleistungen ihrer Sprösslinge so wenig in Haftung nehmen lassen, wie Politiker für <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Flughafen_Berlin_Brandenburg" target="_blank">ökonomische Fehlleistungen in Milliardenhöhe</a>. Jeder Jugendliche hat Anspruch auf einen Ausbildungs- oder Studienplatz, egal wie sein Sozialverhalten von Eltern geprägt wurde, egal wie viel Ehrgeiz er in seine schulischen Leistungen investiert. Kann er seine persönlichen Fähigkeiten und Ansprüche ins Verhältnis setzen und Konflikte mit sprachlichen Mitteln bewältigen? Nein? Er <a href="https://publizist.wordpress.com/2016/01/02/enthemmtund-leider-nackt/" target="_blank">pöbelt und schlägt</a>? Dann braucht er staatliche Fürsorge.</span><br />
<span style="font-family: inherit;">Probleme und Konflikte werden sozialisiert, Ansprüche und Gewinne privatisiert, Fast jeder versucht, <a href="http://blogs.faz.net/deus/2016/07/17/wie-man-gegen-satirische-journalisten-stasi-opfer-und-die-polizei-hetzt-3517/" target="_blank">sich mit der Macht von Korporationen – in der Regel mit der „seiner“ Firma, Behörde, Organisation, Religionsgemeinschaft, neuerdings der von „Sozialen Netzwerken“ oder eines „Flashmobs“ – zu bewaffnen</a>, um seine Interessen durchzusetzen. Es reicht auch schon, wenn er sich Vorteile verschafft. </span><br />
<span style="font-family: inherit;"><a href="https://www.blogger.com/null" name="Abschnitt_5_08"></a>Wir haben uns daran gewöhnt, dass fast für jeden Konflikt eine Organisation – sei sie staatlich, von Kirchen oder privat finanziert – Lösungen parat hält und uns die Verantwortung abnimmt. Wir bewegen uns gerade auf einen Zustand zu, wo dem einzelnen auf jede Frage eine Antwort gegeben wird: von irgendeiner zuständigen Korporation. Wir möchten auch gern noch sicher-stellen, dass er ruhig bleibt, wenn ihm die Antwort nicht gefällt. Das nennt man dann den sozialen Frieden. </span><br />
<span style="font-family: inherit;"><i>Dieser „Frieden“ wird immer wieder einmal gestört, wenn es den Körper nach Zärtlichkeit verlangt. In einer <a href="https://publizist.wordpress.com/2011/02/09/versorgungsfall-oder-personlichkeit-eine-hartz-iv-frage/" target="_blank">gegen alle Lebensrisiken versteiften</a> Singlegesellschaft, wo jeder hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt ist, wächst das Verlangen nach Nähe und Berührung. In sicher-gestellten Partnerschaften (tot-gestellt trifft öfter zu) sehnen sich Frauen nach „Schmetterlingen im Bauch“ (was für ein bis zum Erbrechen wiederholtes, die Macht der Triebe verniedlichendes Stereotyp!) und Männer nach haltlosem Sinnenrausch. Die Haut und die Geschlechtsorgane – vor allem das im Kopf – samt der ihnen unauflöslich verbundenen Seele wollen, dass etwas geschieht. Aber es darf nichts passieren! </i></span> <br />
<span style="font-family: inherit;"><i>Dafür gibt es dann – gratis oder für Geld – eine „Kuschelgruppe“. Oder die Sado-Maso-Swingerclubs mit angeschlossenem Puff und Studio für Piercing, Branding, Tätowierungen und Schamhaarcoiffure. </i></span> <br />
<span style="font-family: inherit;"><i>Fragen Sie sich an dieser Stelle bitte einmal ganz ehrlich, was Sie von Prostitution halten. Könnte das nicht eine ganz normale Dienstleistung sein wie jede Physiotherapie? Mit ordentlicher Ausbildung, Berufsschule, Abschlusszeugnis und entsprechendem Ansehen in der Gesellschaft? </i></span> <br />
<span style="font-family: inherit;"><i>Verachten Sie Frauen, die sich „hochgeschlafen“ haben?</i></span> <br />
<span style="font-family: inherit;"><i>Haben Sie Mitleid mit Huren aus dem Osten, aus Afrika oder Brasilien?</i></span><br />
<i>
</i>
<br />
<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<span style="font-size: small;"><span style="font-family: inherit;">Das
Sexualverhalten gibt sehr tiefe Auskünfte über den Zustand unserer
Kultur – und über das, was wir den „sozialen Frieden“ nennen.
Über wenig anderes wird mehr geredet, nur in der Politik wird dabei
noch mehr gelogen und geheuchelt. Wenigstens bleibt der Versuch,
auch noch die Wunden der Liebe zu sozialisieren, auf absehbare Zeit
erfolglos.</span></span></div>
<i> </i> <br />
<a href="http://kosmosmensch.blogspot.de/2016/11/kapitel-5-6.html" target="_blank"><i>Weiter zu Abschnitt 6</i></a><br />
<div class="wlWriterEditableSmartContent" id="scid:77ECF5F8-D252-44F5-B4EB-D463C5396A79:24c8fa7a-8132-4278-83a5-c4b239ac8a93" style="display: inline; float: none; margin: 0px; padding-bottom: 0px; padding-left: 0px; padding-right: 0px; padding-top: 0px;">
del.icio.us Tags: <a href="http://del.icio.us/popular/Soziale+Gerechtigkeit" rel="tag">Soziale Gerechtigkeit</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Linkspartei" rel="tag">Linkspartei</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Occupy" rel="tag" target="_blank">Occupy</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/campact" rel="tag">campact</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Kommunisten" rel="tag">Kommunisten</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Versicherung" rel="tag">Versicherung</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Etatismus" rel="tag">Etatismus</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Korporationen" rel="tag">Korporationen</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Freiheit" rel="tag">Freiheit</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Verantwortung" rel="tag">Verantwortung</a>,<a href="http://del.icio.us/popular/Liberalismus" rel="tag">Liberalismus</a></div>
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<br />suedwestfunkhttp://www.blogger.com/profile/07625099354988568913noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1796841413206792882.post-12512045053094118282016-10-01T22:23:00.003+02:002017-01-27T23:04:33.789+01:00Kapitel 5 (4)<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<span style="font-family: "arial" , "helvetica" , sans-serif;"><a href="http://kosmosmensch.blogspot.de/2014/01/kapitel-5-3.html" target="_blank">Zurück zu Kapitel 5 (3)</a></span><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgUChyj_CwlIA9HZaY6O1aZrkSrz8GVHqvqFpeSgl-zoRG1bUncXiuDycwqq0_4z-Zl_Dl7X3j5wbh9aw0i2ncpM09hrF9qMJ6eIhAaXlQgQ0v8DHiLRWWfJSpojS4qRiJ6my3d3GKCSim4/s1600/Atomschuh.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgUChyj_CwlIA9HZaY6O1aZrkSrz8GVHqvqFpeSgl-zoRG1bUncXiuDycwqq0_4z-Zl_Dl7X3j5wbh9aw0i2ncpM09hrF9qMJ6eIhAaXlQgQ0v8DHiLRWWfJSpojS4qRiJ6my3d3GKCSim4/s320/Atomschuh.jpg" width="320" /></a></div>
„<span style="font-family: "ms sans" serif , "times new roman" , serif;"><span style="font-size: x-small;"><span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: medium;">Linke“ oder sonstwie „kapitalismuskritisch“ Bewegte mit ihrem unerschütterlichen Sinn für soziale Gerechtigkeit wandeln gern auf bequemem Sport- oder Outdoor-Schuhwerk (egal ob Marke oder nicht: fast alles kommt aus Billiglohnländern) zu amtlich genehmigten, völlig gefahrlosen Demonstrationen gegen „die Globalisierung“. Von dort führt sie der Weg an die Imbissbude; sie verzehren billige Lebensmittel und trinken Coca-Cola. Wenn sie Pech haben, stecken in Würsten und Frikadellen große Anteile verdorbenen Fleisches. Die Lebensmittelbehörde kann nicht überall sein; auch für den fleischverarbeitenden Betrieb ist Geiz geil und <a href="http://kosmosmensch.blogspot.de/2013/08/wovon-medien-themenunabhangig-leben.html" target="_blank">wer sich an Regeln hält, blöd</a>. </span></span></span></span></div>
<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<span style="font-family: "ms sans" serif , "times new roman" , serif;"><span style="font-size: x-small;"><span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: medium;">Abends sehen sich die Kämpfer für soziale Gerechtigkeit selbst mit ihren Fahnen und Spruchbändern im Fernsehen und sind sehr zufrieden. Anschließend dürfen sie sich über die billigen rumänischen Arbeitskräfte in Wurstfabriken und den neuesten Lebensmittelskandal ereifern und schreien nach härteren Regeln und Strafen. Sie fordern noch mehr behördliche Aufsicht und Schutz der einheimischen An-Gestell-ten vor ausländischem Lohndumping. Das hindert sie natürlich keineswegs, das Panier gegen zuviel staatliche Überwachung zu schwenken. Rühren lassen sie sich gern von „investigativen“ Geschichten über deutsche Kinder, die in Ostberliner Plattenbauten „unter der Armutsgrenze“ leben. Erschüttert blicken sie in eine 80-Quadratmeter-Wohnung, wo nichts als Couchgarnituren, Betten, Fernseher, Waschmaschine, Kühlschrank, etliche Spielsachen und sonstige Segnungen der Konsumgesellschaft von schreiendem Elend künden und eine sichtlich hingebungsvoll dem Bacchus huldigende Mutter mit der Zigarette in der Hand erklärt, sie müsse halt ihre fünf Kinder zur kirchlichen Suppenküche schicken, weil am Monatsende einfach kein Geld fürs Essen da sei. Bücher sind in dem „Elendsquartier“ nicht zu sehen. </span></span></span></span></div>
<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<a href="https://www.blogger.com/null" name="Abschnitt_5_05"></a><span style="font-family: "ms sans" serif , "times new roman" , serif;"><span style="font-size: x-small;"><span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: medium;">Es ist in all den von Sozialkitsch strotzenden Mitleidsfilmchen und -artikelchen auch nie von der eigentlichen Armut die Rede, unter der die Kinder leiden: von der geistigen und emotionalen Armut einer Gesellschaft, die Vermögen nur in Geld, Glück nur in den Lebensumstand fasst „Arbeit zu haben“, was eigentlich meint: an-gestellt zu sein. Die Wortwahl aber ver-stellt die Verhältnisse: Im Englischen ist die saufende Mutter, die offensichtlich wenig davon hält, ihre Zeit mit Arbeit am sozialen Vermögen ihrer Kinder zu füllen, „un-employed“, also „nicht angestellt“. Im Deutschen ist sie arbeitslos. Was für ein Unglück, und was für ein schlagendes Argument zugunsten der Fürsorgeindustrie! </span></span></span></span></div>
<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<span style="font-family: "ms sans" serif , "times new roman" , serif;"><span style="font-size: x-small;"><span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: medium;">Wir kommen hier dem ganzen Wahn der „sozialen Sicherungssysteme“ auf die Schliche. Wer oder was soll wogegen gesichert werden? Menschen gegen Hunger und Durst, Kälte, Krankheit, soziale Isolation. Sehr einsichtig. Aber Angst vor derart elementaren Bedrohungen muss hierzulande kaum noch jemand haben. Sollen Menschen auch dagegen versichert werden, für sich und andere Menschen Verantwortung übernehmen zu müssen? Darauf läuft es hinaus. Die Stärke der Gemeinschaft zugunsten der Schwachen einzusetzen – das war das Ziel der sozialen Korporationen; sie nahmen dabei nur die natürliche Strategie von Schwärmen und Herden auf. Aber deren Ein-stellung auf mechanische Denk- und Organisationsstrukturen, wo jeder „Störung“ mit dem Hebelzug an korporativen Machinstrumenten oder nötigenfalls dem Einbau weiterer Hebel und Zahnräder begegnet wird, hat monströse Gestelle heranwachsen lassen: Kranken-, Renten-, Arbeitslosen-, Lebens-, Unfall-, Rechtsschutz-, Haftpflicht-, Hausrat-, Glasschutz-, Feuer- und zahllose weitere Versicherungen, die ihrerseits gegen Risiken rückversichert sind. </span></span></span></span></div>
<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<span style="font-family: "ms sans" serif , "times new roman" , serif;"><span style="font-size: x-small;"><span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: medium;">Der Hauptzweck, Menschen gegen unkalkulierbare Lebensrisiken zu schützen, ist gegenüber der Selbsterhaltung oder gar dem Gewinnstreben dieser Unternehmen längst zur Nebensache geworden. Die Versicherungsnehmer üben ihre Art „sozialer Gerechtigkeit“: Ein kleiner privater Zugewinn nebenbei durch einen Versicherungsbetrug zu Lasten der anderen Prämienzahler wird von vielen ohne Gewissensbisse „organisiert“. Und wer sich versichert, tut’s nicht gegen Naturkatastrophen, sondern hauptsächlich gegen andere Menschen. Die Rechtsschutzversicherungen boomen. Was die Kassen der Assekuranzen zum Klingen bringt, ist vor allem die Angst, auf Hilfen anderer Menschen angewiesen zu sein. Das mächtige Gestell soll stattdessen alle Probleme lösen.</span></span></span></span></div>
<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<span style="font-family: "ms sans" serif , "times new roman" , serif;"><span style="font-size: x-small;"><span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: medium;">Dank dieser universellen Versicherungsstrategie ist die Gesellschaft inzwischen vor allem durch Angst gesteuert: Rund um die Uhr leiern die Medien ihre Gefährdungslitanei, „the German Angst“ hat lächerliche Berühmtheit. Unsere Nachbarn wissen immer noch nicht genau, ob sie über uns lachen oder uns fürchten sollen.</span></span></span></span></div>
<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<a href="https://www.blogger.com/null" name="Abschnitt_5_06"></a><span style="font-family: "ms sans" serif , "times new roman" , serif;"><span style="font-size: x-small;"><span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: medium;">Zögert überhaupt noch jemand, <a href="http://kosmosmensch.blogspot.de/2012/04/wie-man-sich-bettet.html" target="_blank">seinen Besitzstand, egal welcher Form, zu sichern, indem er jedes nur irgend verfügbare korporative Instrument nutzt</a>? Ob es um die Karriere in Politik, Behörde oder Großunternehmen geht oder um nachbarschaftliche Beziehungen – wer kann, setzt seine Ziele mittels korporativer Macht durch. Wer sich von Partymusik gestört fühlt, klingelt nicht beim Nachbarn, er ruft die Polizei. Die vom Ehemann betrogene Schauspielerin mobilisiert die Presse, um ihr höchst privates Leiden in den Rang einer gesellschaftlichen Katastrophe zu erheben. </span></span></span></span></div>
<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<span style="font-family: "ms sans" serif , "times new roman" , serif;"><span style="font-size: x-small;"><span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: medium;"><i>Gut in Erinnerung ist der öffentlich-rechtliche Talkmaster mit der Lizenz zum Denunzieren. Er <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Michel_Friedman#Friedman-Aff.C3.A4re" target="_blank">bezahlte Drogen und Prostituierte mit Geldern aus Gebühren</a>, den Zuschauern abgefordert für die von der Verfassung vorgesehene „kulturelle Grundversorgung“. Die Gebühreneintreiber und -verwalter schreiben weiterhin vor, womit versorgt wird und lassen es sich von einer an-Gestellten Medienforschung bestätigen, die natürlich ebenfalls von Gebührengeldern lebt. Mit diesem Segen durfte sich der amoralische Großdenunziator im Fernsehen unverfroren als Megamoralist präsentieren – er brachte Quote. Seine Lebensgefährtin, gut bekannt für Quoten im „Schmuddel-TV“, ließ er auch gleich mit einem gut dotierten Sendeplatz versorgen. Und der Oberhäuptling der Anstalt finanzierte sich aus Gebühren eine ganz sicher kulturvolle Geburtstagsfeier im Luxushotel. Fast zur selben Zeit deckte ein „investigatives“ Magazin des Senders „schonungslos“ auf, wie Personalräte die Macht ihres Autokonzerns zu Lustreisen nutzten</i></span></span><span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: medium;">.</span></span></span></span></div>
<div class="western" style="line-height: 120%; margin-top: 0.21cm;">
<span style="font-family: "ms sans" serif , "times new roman" , serif;"><span style="font-size: x-small;"><span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: medium;">Unfälle? Zufälle?</span></span></span></span><br />
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<span style="font-family: "ms sans" serif , "times new roman" , serif;"><span style="font-size: x-small;"><span style="font-family: "calibri" , serif;"><span style="font-size: medium;"><a href="http://kosmosmensch.blogspot.de/2016/11/kapitel-5-5.html" target="_blank">Weiter zu Abschnitt 5</a> </span></span></span></span></div>
<div class="wlWriterEditableSmartContent" id="scid:77ECF5F8-D252-44F5-B4EB-D463C5396A79:368d96b7-3565-426b-aeb8-ca95231cd17c" style="display: inline; float: none; margin: 0px; padding-bottom: 0px; padding-left: 0px; padding-right: 0px; padding-top: 0px;">
Tags: <a href="http://technorati.com/tags/Soziale+Gerechtigkeit" rel="tag">Soziale Gerechtigkeit</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Linkspartei" rel="tag">Linkspartei</a>,<a href="http://technorati.com/tags/campact" rel="tag">campact</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Kommunisten" rel="tag">Kommunisten</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Versicherung" rel="tag">Versicherung</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Etatismus" rel="tag">Etatismus</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Korporationen" rel="tag">Korporationen</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Freiheit" rel="tag">Freiheit</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Verantwortung" rel="tag">Verantwortung</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Liberalismus" rel="tag">Liberalismus</a></div>
Immo Sennewaldhttp://www.blogger.com/profile/00010452803569842595noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1796841413206792882.post-67715849577394369782016-06-08T21:54:00.001+02:002016-06-08T21:54:30.721+02:00Dem Frühling folgt der Sommer…<p><a href="https://lh3.googleusercontent.com/-fJheDBPSBBA/V1h39KiYhOI/AAAAAAAADJI/Sx-ZGJtb0MA/s1600-h/IMG_20160410_1355233.jpg"><img title="IMG_20160410_135523" style="border-left-width: 0px; border-right-width: 0px; background-image: none; border-bottom-width: 0px; float: left; padding-top: 0px; padding-left: 0px; margin: 0px 10px 0px 0px; display: inline; padding-right: 0px; border-top-width: 0px" border="0" alt="IMG_20160410_135523" src="https://lh3.googleusercontent.com/-k-UMa_Jiz6M/V1h39vVubqI/AAAAAAAADJQ/IMXxBIH0MGA/IMG_20160410_135523_thumb.jpg?imgmax=800" width="244" align="left" height="184"></a>Er hat ja gerade erst begonnen, der Sommer 2016. Die Nachrichten von Unwettern und dem damit verbundenen Unglück treiben die Woge der Aufmerksamkeit: Donner und Blitz, überschwemmte Straßen und Keller, Milliardenschäden fluten die Wichtigkeiten von gestern davon, die Leute heben die Hände über die Wiederkehr eines “Jahres ohne Sommer” wie 1816. Die Tyrannen dieser Welt gehen derweil ihren Geschäften nach, sie werden es auch tun, während das Parteiengezänk über einen neuen Bundespräsidenten mediale Aufmerksamkeit erheischt, der Fußball wird wieder für eine Weile zum Quotenmagneten, Lechts und Rinks prügeln uns unverdrossen ihre dogmatischen Wahnvorstellungen von einer irgendwie viel besseren Welt unter ihrer Führung um die Ohren. “Die Zeit geht mit der Zeit: Sie fliegt”, hat Erich Kästner schon vor 60 Jahren gemeint, und wusste noch nichts von Discountlinien quer über alle Kontinente und dem Quoten-Mob in sozialen Netzwerken. Aber sein Junigedicht hat einen wunderbaren Schluss:</p> <p><em>“Spät tritt der Abend in den Park, <br>mit Sternen auf der Weste. <br>Glühwürmchen ziehn mit Lampions <br>zu einem Gartenfeste.</em></p> <p><em>Dort wird getrunken und gelacht. <br>In vorgerückter Stunde <br>tanzt dann der Abend mit der Nacht <br>die kurze Ehrenrunde.</em></p> <p><em>Am letzten Tische streiten sich <br>ein Heide und ein Frommer, <br>ob's Wunder oder keine gibt. <br>Und nächstens wird es Sommer.”</em></p> <p><em>Ich füge dem meinen sehr persönlichen Blick aufs – wundersame - Geschehen hinzu:</em></p> <p>Der Sommer bleibt nicht. Sag: willst du denn bleiben? </p> <p>Törichter Mensch, das Universum rechnet nicht </p> <p>In deinen Zahlen: Stunde, Jahr und Tag. </p> <p>Ist nicht dein Winter dir ins Fleisch geschrieben? </p> <p>Ist's nicht des Herzens allerletzter Schlag? </p> <p>Du weißt es nicht. Du willst es gar nicht wissen. </p> <p>Du wünschst, dass jeder Schmerz dich meiden soll. </p> <p>Du träumst von Lust, von Liebe und von Küssen </p> <p>Die ewig dauern, ohne Lebewohl. </p> <p>Dein Herbst, mein Freund, winkt schon aus Rosenblüten </p> <p>Die Wolken ziehn – vertrau dich ihnen an. </p> <p>Du warst ein Kind, geliebt, du wurdest Mann </p> <p>Und lerntest hassen, kämpfen, wüten. </p> <p>Bist bald ein Greis, schon färbt der Frost dein Haar – </p> <p>Vertrau den Wolken. Was vergeht, ist wahr.</p> <div id="scid:77ECF5F8-D252-44F5-B4EB-D463C5396A79:890bc655-6944-411c-afff-05fafd8fee39" class="wlWriterEditableSmartContent" style="float: none; padding-bottom: 0px; padding-top: 0px; padding-left: 0px; margin: 0px; display: inline; padding-right: 0px">Technorati Tags: <a href="http://technorati.com/tags/Erich+K%c3%a4stner" rel="tag">Erich Kästner</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Jahreszeit" rel="tag">Jahreszeit</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Juni" rel="tag">Juni</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Kosmos" rel="tag">Kosmos</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Medien" rel="tag">Medien</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Meteorologie" rel="tag">Meteorologie</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Quoten" rel="tag">Quoten</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Religion" rel="tag">Religion</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Sommer" rel="tag">Sommer</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Wetter+%7c+Hinterlasse+einen+Kommentar" rel="tag">Wetter | Hinterlasse einen Kommentar</a></div>suedwestfunkhttp://www.blogger.com/profile/07625099354988568913noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1796841413206792882.post-36272087074330284072016-04-22T15:38:00.001+02:002016-04-22T15:38:53.642+02:00Frühling reist<p><em>Den Mai lässt Erich Kästner 1955 als <a href="http://www.erich-kaestner-kinderdorf.de/Gedichte/mai.htm">“Mozart des Kalenders”</a> auftreten. Sein Gedicht gehört zu den Schönsten. Gut ein halbes Jahrhundert nach dem Erscheinen seines Zyklus habe ich die Kutsche des Zauberers Mai mit einem Regionalzug verglichen – weil jeder den Frühling anders erlebt.</em></p> <p><img class="size-medium wp-image-319" style="display: inline" alt="Mozarts Auftritt im Kalender" src="http://publizist.files.wordpress.com/2010/03/mai11.jpg?w=287" width="287" height="300">"</p> <p>Die Räder rollen durchs glückliche Land<br>der rostenden Wünsche, es schnattert das Jungvolk<br>Eingeflimmert aufs Mittelmaß,<br>duftend nach Fritten und Plastikfraß.<br>Gesichter voll Eisen, Chemie in den Haaren<br>Sehn sie nicht wo, verstehn nicht, wohin sie fahren.</p> <p>Draußen geschieht das verlässliche Wunder<br>Das sich doch niemals planen lässt<br>Aus Landschaften werden Züge des Glücks<br>Triumphprozessionen verliebter Vögel.<br>Textilgeschäfte verhökern den Rest<br>Nächstens geht die Weltwirtschaft unter.</p> <p>Altersrenditen verfallen im Takt<br>Der murmelnden Kugeln in den Rouletts<br>Der schwingenden Kurse auf den Parketts<br>Alle Tresore werden geknackt.</p> <p>Derweil erblühn die unsterblichen Formen<br>Aus sterblichstem Stoff in den Farben der Träume.<br>Ich zähle die Tage als letzte Momente<br>Dass vom fliegenden Blau ich nur nichts versäume.<br>Keine Blüte sei ungeküsst<br>vom Blick, der auf Unendlich gerichtet ist.</p> <div id="scid:77ECF5F8-D252-44F5-B4EB-D463C5396A79:b0aef52c-a79b-47b6-8717-e0fe9cc99f8e" class="wlWriterEditableSmartContent" style="float: none; padding-bottom: 0px; padding-top: 0px; padding-left: 0px; margin: 0px; display: inline; padding-right: 0px">Technorati Tags: <a href="http://technorati.com/tags/Mai" rel="tag">Mai</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Jugend" rel="tag">Jugend</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Tr%c3%a4ume" rel="tag">Träume</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Reisen" rel="tag">Reisen</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Bl%c3%bcten" rel="tag">Blüten</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Erwartungen" rel="tag">Erwartungen</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Wahrnehmung" rel="tag">Wahrnehmung</a></div>suedwestfunkhttp://www.blogger.com/profile/07625099354988568913noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1796841413206792882.post-56307816631783862522016-03-13T20:57:00.001+01:002016-03-13T20:57:03.848+01:00Die Literatur und die Weisheit der Huren<p><a href="https://lh3.googleusercontent.com/-xjyfO7ydL1k/VuXGCkJ2XiI/AAAAAAAADEs/JeBIf2gOyQI/s1600-h/Mnnermanieren5.jpg"><img title="Männermanieren" style="border-left-width: 0px; border-right-width: 0px; background-image: none; border-bottom-width: 0px; float: left; padding-top: 0px; padding-left: 0px; margin: 0px 10px 0px 0px; display: inline; padding-right: 0px; border-top-width: 0px" border="0" alt="Männermanieren" src="https://lh3.googleusercontent.com/-B0jny5KH4-8/VuXGDfk3QOI/AAAAAAAADEw/wiFPk3Z_Y-s/Mnnermanieren_thumb1.jpg?imgmax=800" width="165" align="left" height="244"></a>Diese Autorin tritt selbstbewusst auf, daran lässt sie weder mit ihrem Foto auf dem Schutzumschlag noch mit den ersten Sätzen ihres schmalen Büchleins zweifeln. Sie darf das, denn schon das Thema sichert ihr <a href="http://goo.gl/Wv7DrC" target="_blank">gehörige Aufmerksamkeit</a>; so gut wie alle Medien berichten obendrein gerade darüber, wie der Gesetzgeber neue Leitplanken im bezahlten Geschlechtsverkehr installieren will. Erzwungene Prostitution und Menschenhandel will er damit einschränken – eine ziemlich liberale, auf besseren juristischen und sozialen Schutz für die Frauen zielende Regelung aus dem Jahr 2003 hat darin anscheinend nicht nur versagt, sondern kriminelle Dunkelfelder noch erweitert. </p> <p>Karolina Leppert übt ihren Beruf als Sexarbeiterin mit Lust und Überzeugung aus. Ich nehme ihr das umso leichter ab, als sie nicht nur sehr offen redet, sondern auch unverschnörkelt, gescheit und vor allem mit Witz: Ich habe mich bei einer Lektüre lange nicht mehr so gut amüsiert. Dabei geht es drastisch zu; die „Standpauke“ kommt von Herzen und es ist Lebensklugheit, Gefühl und Empathie darinnen, wenn auch die „Manieren“ einen wünschen lassen, zugehörige Männer dorthin zu treten, wo schon der Klappentext einen tragikomischen Treffer landet. </p> <p>Die Domina Karolina Leppert kommt rasch zur Hauptsache, und sie handelt sie souverän ab: Die Internetpornographie konditioniert Männer, indem sie ihre Phantasie verstellt. Das Geschlechtliche mit all seinen im tiefsten Lebenskern wurzelnden individuellen Spielarten wird vom physischen Geschehen zwischen Menschen entkoppelt, stattdessen implantieren bewegte Bilder Erwartungen, die im Virtuellen, keineswegs aber in der Realität erfüllbar sind. Vergleichbares lässt sich in den Gewaltspielen und Actionfilmen erfahren – und manche, die dort eintauchen und ihr Ego ins Gigantische übersteigern, schalten mit dem Computer keineswegs die Wünsche nach digital erzeugten Dopaminschüben ab: <a href="http://goo.gl/QdzYo" target="_blank">Gewalt-Macht-Lust</a> kann um so leichter zur Droge werden, wenn sie folgenlos bleibt. Das Phänomen ist auch an den <a href="https://goo.gl/5NhuSC" target="_blank">Pöblern (und Pöblerinnen)</a> zu beobachten, die ihre Aggressionen im mehr oder weniger anonymen Social Web unverdrossen austoben. </p> <p>Wie die Verfasserin in ihrer Rolle als Domina, wie ihre leid- und lustgeprüfte Kollegin Mariella mit solchen von pornographischen Extremen besessenen Kunden in der harten Realität zurechtkommen muss, das erzählt sie geschickt, indem sie die „Standpauke“ aus einem Gespräch mit Mariella heraus entwickelt. Vielleicht ist Mariella nur eine Kunstfigur; Karolina Leppert könnte zweifellos genügend Geschichten aus ihrer Arbeit für das Prostituierten-Netzwerk „Hydra“ in einer solchen verdichten. Man(n) muss sie einfach mögen. Und dass die Männer in Lepperts Standpauke mit fast therapeutischer Nachsicht behandelt werden, ohne feministischen Furor, dafür mit scharf beobachtendem Sarkasmus, Selbstreflexion und großem Humor, hebt diesen Text aus den zahllosen so bedeutungstriefenden wie folgenlosen Einlassungen zum Thema heraus. Dass der Alltag von Menschenhandel, Vergewaltigung und Zwangsprostitution grausam ist, lässt er einen keinen Augenblick vergessen, gerade weil die Autorin in einem verhältnismäßig zivilisierten Bereich zu Hause ist. Aber da die Politik den Dunkelfeldern ziemlich hilflos gegenüber steht, ist die Standpauke für die Kunden – meist Männer – umso mehr angebracht. Für die Kundinnen auch. </p> <p><em>Karolina Leppert, Männermanieren. Standpauke aus dem Rotlicht, edition a, 128 Seiten, erschienen am 27. Februar 2016, <em>16,90 Euro</em>.</em></p> <div id="scid:77ECF5F8-D252-44F5-B4EB-D463C5396A79:2bb6b401-97de-4657-ac01-494a529f448b" class="wlWriterEditableSmartContent" style="float: none; padding-bottom: 0px; padding-top: 0px; padding-left: 0px; margin: 0px; display: inline; padding-right: 0px">Technorati Tags: <a href="http://technorati.com/tags/Erfahrungsbericht" rel="tag">Erfahrungsbericht</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Feminismus" rel="tag">Feminismus</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Gender" rel="tag">Gender</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Geschlechterkampf" rel="tag">Geschlechterkampf</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Gesellschaftskritik" rel="tag">Gesellschaftskritik</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Humor" rel="tag">Humor</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Huren" rel="tag">Huren</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Hydra" rel="tag">Hydra</a>,<a href="http://technorati.com/tags/immo+sennewald" rel="tag">immo sennewald</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Prostitution" rel="tag">Prostitution</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Rotlicht" rel="tag">Rotlicht</a></div>suedwestfunkhttp://www.blogger.com/profile/07625099354988568913noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1796841413206792882.post-14276568806831133792016-03-03T16:48:00.001+01:002016-03-03T16:48:26.691+01:00Die Macht der Träume<p><a href="http://publizist.files.wordpress.com/2016/02/img_0317.jpg"><img title="IMG_0317" style="border-left-width: 0px; border-right-width: 0px; background-image: none; border-bottom-width: 0px; float: left; padding-top: 0px; padding-left: 0px; margin: 0px 10px 0px 0px; display: inline; padding-right: 0px; border-top-width: 0px" border="0" alt="IMG_0317" src="http://publizist.files.wordpress.com/2016/02/img_0317_thumb.jpg" width="244" align="left" height="184"></a>Wie kostbar diese jenseitigen Welten sind. Das Bewusstsein befasst sich dort nur noch eingeschränkt mit unmittelbaren Reizen; es wird vom Unbewussten, vom Erinnern, von Wünschen und Ängsten bewegt. Es muss ihnen folgen in gegenstandslose, phantastische, manchmal furchterregende Geschehnisse. Was im Alltag nicht zu merken ist – dass hinter Entscheidungen nur selten vernünftiges Abwägen steht – wird hier und jetzt universelles Programm. Alles ist möglich. Es muss nur einen Kondensationskeim geben, an den sich chaotisch schweifende Erinnerungen anlagern können, egal ob sie frühkindlichem Erleben oder einer Fernsehserie entspringen. Von diesem Keim aus vernetzen und verweben sich Landschaften, Figuren, Situationen innerhalb von Hundertstelsekunden. Sie sind flüchtig, aber sie können stärker wirken als real Erlebtes.</p> <p>Hirnforscher wollen aufklären, was da “wirklich” geschieht. Sie wollen mittels hochpräziser Messung elektromagnetischer, hormoneller, zellbiologischer Abläufe die Traum und Gedankenwelten vermessen. Aber dieses “wirklich” bedeutet doch immer nur, dass aus apparativ begrenzten Methoden des Erfassens von Daten Modelle konstruiert werden. Diese Modelle müssten in irgendeiner Form verifizierbar sein – etwa indem man aus mit ihrer Hilfe entworfenem elektromagnetischen Geschehen einen vorhersagbaren Traum entstehen ließe, also einen Film ins Traumgeschehen einspielte, dem der Träumer nicht entfliehen kann.</p> <p>So etwas ist der Traum aller Despoten, Geheimdienste, vieler Produzenten mehr oder weniger schlechter Sci-Fi-Texte, Filme, Spiele. Vermutlich steckt schon viel Geld in einschlägigen Forschungen. Ihre Konsequenzen gehen – was ökonomische und politische Macht anlangt – über Kernkraft, Gentechnik, IT und Internet hinaus. Sie verschärfen alle Fragen nach menschlicher Verantwortung bis tief ins Persönliche. Stirbt infolge solcher “digitaler Transparenz” des Individuums nicht jedes Vertrauen, sogar das zu sich selbst?</p> <p>Einstweilen freue ich mich an allen Abenteuern, zu denen ich ins Universum der Träume eingeladen – oder sollte ich besser sagen: entführt? – werde. Manchmal freue ich mich auch, von dort unversehrt zurückzukehren in eine Realität voller Überraschungen. Gott sei Dank wird sie sich nie ganz kontrollieren lassen, und das bedeutet: überhaupt nicht.</p> <div id="scid:77ECF5F8-D252-44F5-B4EB-D463C5396A79:36fdc64d-622a-4916-8672-890f5a3c9851" class="wlWriterEditableSmartContent" style="float: none; padding-bottom: 0px; padding-top: 0px; padding-left: 0px; margin: 0px; display: inline; padding-right: 0px">Technorati Tags: <a href="http://technorati.com/tags/%c3%9cberwachung" rel="tag">Überwachung</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Digitalisierung" rel="tag">Digitalisierung</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Gehirnw%c3%a4sche" rel="tag">Gehirnwäsche</a>,<a href="http://technorati.com/tags/schlafen" rel="tag">schlafen</a>,<a href="http://technorati.com/tags/social+web" rel="tag">social web</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Technikabh%c3%a4ngigkeit" rel="tag">Technikabhängigkeit</a>,<a href="http://technorati.com/tags/tr%c3%a4umen" rel="tag">träumen</a></div>Immo Sennewaldhttp://www.blogger.com/profile/00010452803569842595noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1796841413206792882.post-8841933101018507742015-11-30T15:38:00.001+01:002015-11-30T15:38:14.371+01:00Wirtschaft und Demokratie – drei BücherWird überhaupt noch darüber gestritten, ob das Ziel eines Unternehmens maximaler Gewinn sei oder seine gedeihliche Existenz als Sozialgebilde? <br>In mancher Arbeitsumgebung wird darüber nicht einmal gesprochen – darauf deuten zumindest Studien wie der Gallup Engagement Index hin, die Andreas Zeuch am Anfang seines Buches „Alle Macht für niemand“ heranzieht. <br><a href="http://lh3.googleusercontent.com/-5nz6YbiZRjs/VlxfS3f9QCI/AAAAAAAAAWc/KsT1O4BZDL8/s1600-h/zeuch_300dpi_cmyk2.jpg"><img title="zeuch_300dpi_cmyk" style="border-left-width: 0px; border-right-width: 0px; background-image: none; border-bottom-width: 0px; float: left; padding-top: 0px; padding-left: 0px; margin: 0px 10px 0px 0px; display: inline; padding-right: 0px; border-top-width: 0px" border="0" alt="zeuch_300dpi_cmyk" src="http://lh3.googleusercontent.com/-ZMMdtYJyo4g/VlxfTQAhFkI/AAAAAAAAAWg/O4B1n0lqbh4/zeuch_300dpi_cmyk_thumb.jpg?imgmax=800" width="157" align="left" height="245"></a>Sie besagen, dass ca. 20 % der Mitarbeiter innerlich gekündigt haben bzw. „Dienst nach Vorschrift“ schieben. Während des vergangenen Jahrzehnts seien den Unternehmen dadurch jährlich im Mittel etwa 100 Milliarden € verloren gegangen, rechnet Zeuch vor. Quelle der Unlust und ihrer Folgeschäden – darüber sind fast alle Autoren in den drei hier vorgestellten Bücher mit ihm einig – ist meist der Mangel an Eigenverantwortlichkeit und Mitbestimmung der Beschäftigten. Der Sinn ihrer Tätigkeit hat wenig oder nichts mit eigenen Intentionen zu tun, er geht über den schieren Gelderwerb kaum hinaus, die Strukturen sind hierarchisch - oft wird so vor allem die Verantwortungslosigkeit organisiert. Was daraus wird, zeigt das Beispiel VW – es gibt zahllose andere. <br>Jedes der drei hier vorgestellten Bücher ist zu empfehlen, gerade weil sie aus sehr unterschiedlichen Positionen zur Sache kommen. Alle können aus denselben Quellen schöpfen, aber Absichten und Vorgehensweisen unterscheiden sich ebenso wie die Aufmachung: Das von Thomas Sattelberger, Isabell Welpe und Andreas Boes herausgegebene „Management-Buch des Jahres 2015“ aus dem Haufe-Verlag ist in Design, Grafik und Druck das aufwendigste. <a href="http://lh3.googleusercontent.com/-j7rY5_lhx_Q/VlxfT3OB2DI/AAAAAAAAAWs/tTvkb0lCiDc/s1600-h/81VtJOVIYxL2.jpg"><img title="81VtJOVIYxL" style="border-left-width: 0px; border-right-width: 0px; background-image: none; border-bottom-width: 0px; float: left; padding-top: 0px; padding-left: 0px; margin: 0px 10px 0px 0px; display: inline; padding-right: 0px; border-top-width: 0px" border="0" alt="81VtJOVIYxL" src="http://lh3.googleusercontent.com/-SOJPnGZQjzk/VlxfUfH8QjI/AAAAAAAAAWw/VSlmM5npM-k/81VtJOVIYxL_thumb.jpg?imgmax=800" width="167" align="left" height="245"></a>„Das demokratische Unternehmen – Neue Arbeits- und Führungskulturen im Zeitalter digitaler Wirtschaft“ versammelt nicht weniger als 27 Autoren mit ausgewiesener akademischer bzw. Management-Erfahrung. Die Arbeitsministerin Nahles steht protokollgemäß voran. Ihr Statement klopft staatstragende Schultern, bleibt schwammig und oberflächlich. Es fragt hauptsächlich nach Rahmen für die digital und global entgrenzte Wirtschaft, also nach der Bestandsgarantie für Posten in Gewerkschaft und Politik. <br>Thomas Sattelberger, Ex-Manager in einigen globalen Konzernen, interessiert den Leser dagegen gleich mit einem strukturierenden Blick auf Megatrends. Er kondensiert Entwicklungen in Schaubildern, kommt sehr schnell auf die dunklen Seiten digitaler Wirtschaft und Technologien. „Letztlich geht es um die Frage, ob sie zu mehr Demokratisierung führen und bisherige Eliten entmachten oder ob Letztere sogar an Macht gewinnen und die Ökonomie in einer Art kapitalistischer Landnahme von den Menschen Besitz ergreift.“ Spätestens hier darf sich der Leser fragen, wie seine ganz persönliche Rolle in diesem Spektakel aussehen soll. Sattelberger bietet ihm nach einer mit einschlägigen Fachbegriffen gespickten Tour de Force immerhin die Aussicht auf eine – auch dank digitaler Technik – demokratisierte „Arbeitswelt 4.0“ und meldet entsprechenden gesellschaftlichen Bildungsbedarf an. <br>Auch das Autorenkollektiv um Andreas Boes – es schöpft aus einer großen Zahl einschlägiger Publikationen – sieht die Entwicklung an einer Scheidelinie „Zwischen digitalem Fließband und Empowerment der Beschäftigten“. Es fordert dazu auf, an dieser Linie zu messen, wie Unternehmen geführt werden, insbesondere mit Blick auf neue Techniken und Organisationsformen, etwa flexible Arbeitszeiten. Das folgende Kapitel „Der Blick der Managementforschung“, konstatiert, dass Transformationsprozesse im Gang sind. Isabell M. Welpe und zwei ihrer Kollegen von der TU München haben es verfasst. Sie sehen Transparenz und Partizipation auf dem Vormarsch; sehr kompakt beschreiben sie Wege, Begleitfaktoren, Probleme, die damit einhergehen, wenn Unternehmen demokratische Organisationsformen einführen. <br>Während ansonsten der Geruhsamkeit deutschen Korporationsdenkens wenig mehr entquillt, als Heere von sprachlichen -ung-Geheuern, geharnischt mit unpersönlichen “Es muss…”-Konstruktionen, während sich jedem Handlungsimpuls also Worthülsen entgegenwerfen und nahelegen: Demokratisieren in Unternehmen ist für die Beschäftigten zu schwer, man muss es dem Management überlassen, setzt sich Shoshana Zuboff von der Harvard Business School konkret mit dem “Modell Uber” auseinander, mit Individualisierung versus “Massen-Bewirtschaftung” und bescheinigt Europa eine Chance, mit “digital disruption” besser zurande zu kommen als amerikanische Wettbewerber - wenn es deren einseitige Profitorientierung vermeidet. Armin Steuernagel bestätigt sie darin mit einem Streiflicht über Geschichte und Rechtsformen von Arbeit und Eigentum. <br>Das Interessanteste am Buch aber sind zweifellos die Praxis-Beispiele: Berichte aus Unternehmen, die unterschiedliche Wege zur Demokratisierung bereits gehen. Eines davon ist Haufe-Umantis. Es scheint, dass sich der Haufe-Verlag hier eigener Reformprozesse erinnert: Anfang der 2000er Jahre hatte sie der damalige Geschäftsführer Uwe Renald Müller (<a href="http://goo.gl/g4C9P1">„Machtwechsel im Management“</a>, Haufe 1997, Global Business Book Awards Winner 1997) angestoßen. <br>Auch Andreas Zeuch führt Haufe-Umantis als Beispiel beachtenswerter neuer Formen in der demokratischen Unternehmensführung an, aber er nutzt andere Erzählformen. Nicht die Insider reflektieren bei ihm eigene Transformationen, Zeuch lässt seinen theoretischen Überlegungen aus dem ersten Teil des Buches – “Provokation” – im zweiten, “Inspiration”, Reportagen und Interviews mit Verantwortlichen folgen. Wer ihn kennt, schätzt seine Eloquenz, er ist ein anregender Gesprächspartner und Autor (<a href="http://www.a-zeuch.de/publikationen.php?k=11&t=162" target="_blank">“Feel it! – So viel Intuition verträgt Ihr Unternehmen”</a>), und ich persönlich mag seine von Wissen und Erfahrungen befestigte, gleichwohl deutlich subjektive Sicht. Er engagiert sich seit Jahren in “Change”-Prozessen: als Ideengeber, Teilnehmer, Berater und Beobachter, ihn interessiert auch das Scheitern solcher Prozesse - dafür gibt es ein lehrhaftes Exempel - und er hat immer gesellschaftliche Entwicklungen im Auge: Wie kann die Arbeitswelt zur Werkstatt und zum Handlungsort für demokratisches Verhalten werden? <a href="http://gebhardborck.de/unternehmer/bitte-einsteigen/grundlagen-und-methoden/sinnkopplung" target="_blank">Sinnkopplung</a> am Arbeitsplatz könnte den Einzelnen ermutigen, ertüchtigen und erfahren lassen, wie individuelle Möglichkeiten und Gemeinwohl aneinander, miteinander wachsen können. <br>Teil 3 des Buches – “Aktion” befasst sich mit Haltungen zum Wandel und Instrumenten dafür. Zeuch stellt klar, dass Demokratisierung nur “top down” UND “bottom up” funktionieren kann, dass Bereitschaft zum Rollenwechsel und Konfliktfähigkeit unverzichtbar sind – also geeignete Formen der Kommunikation, letztlich eine Kultur, die Fehler, Missverständnisse, Krisen als Lernprozesse versteht. Dass eine solche Kultur völlig neue Beziehungen innerhalb der Arbeitswelt ermöglicht, individuelle Freiräume schafft und dennoch jederzeit effizienter ist als angst- und kontrollgesteuerte Strukturen und Taktgeber, erörtert auch das dritte Buch:<br><a href="http://lh3.googleusercontent.com/-V9bibe9o6Mo/VlxfU5g6qeI/AAAAAAAAAW4/zP4A9HBLNEE/s1600-h/presse-9832.jpg"><img title="presse-983" style="border-left-width: 0px; border-right-width: 0px; background-image: none; border-bottom-width: 0px; float: left; padding-top: 0px; padding-left: 0px; margin: 6px 10px 0px 0px; display: inline; padding-right: 0px; border-top-width: 0px" border="0" alt="presse-983" src="http://lh3.googleusercontent.com/-hz5z6_VUfvo/VlxfVEhbNcI/AAAAAAAAAXA/06Fh31QCMuo/presse-983_thumb.jpg?imgmax=800" width="175" align="left" height="245"></a>Im bescheidenen Gewand einer Broschüre mit nicht mehr als ein paar Strichmännchen zur grafischen Beigabe und unter Verzicht auf Insider-Terminologie, auf Schlagworte wie “Redundanz”, “Resilienz”, “Prokrastinieren” und anderes, kommen Stefan Fouriers Vorschläge daher, wie sich arbeitende Menschen – egal ob Männer oder Frauen, egal ob an der Basis oder “an der Spitze” – eigener Konflikte, Ängste, Belastungen inne werden und sie meistern können. Mich irritierte zunächst der Titel, denn “schlau” changiert zwischen “intelligent”, “klug”, “listig” und “abgefeimt”. Fouriers Überlegungen – sie gehen darin über "Ratgeberliteratur” hinaus – zielen eher aufs Gescheit werden. Sie sind vor allem ausgegoren: Auf sympathische Weise gesteht der Autor von Anfang an, wie er selbst in die “Perfektionismusfalle” getappt ist, ehe er gescheit wurde; wenn er über wachsenden Leistungsdruck und Komplexität spricht, tut er es aus Erfahrung heraus und gut verständlich. Mir fiel Erich Kästners Wort über Frau Lehmann ein, die so viel liebenswerter und unbeschwerter durchs Leben ginge, versuchte sie nur, statt perfekt die perfekte Frau Lehmann zu sein. So komplex die Welt ist, so komplex ist Jede und Jeder – Vereinfachungen führen nicht weiter, verbünden wir uns lieber mit Komplexität. <br>Allerdings sind Menschen seit je auf vereinfachende Weltbilder fixiert - seien sie von Priestern im Namen Gottes verkündigt, von Konzernchefs, Despoten oder Medien. Wollen Menschen überleben, wollen sie etwas gelten, müssen sich ihre Selbstbilder möglichst perfekt solchen vom sozialen Umfeld akzeptierten Modellen der Wirklichkeit anverwandeln - mit allen Rollenzuweisungen und Ritualen etwa in einer Konzernhierarchie, sei es bewusst oder unbewusst. Dass jeder von uns die Realität fortwährend miterschafft, dass er bei der Wahl seiner Rolle Freiheiten hat, dass er sie sogar erweitern und wechseln kann, indem er die Kräfte seines sozialen Umfelds zu erkennen, zu mobilisieren, zu nutzen, versteht – das ist eine demokratische Grundidee. Aus ihr resultieren Kommunikation, Lernprozesse, Kooperation - sie stehen in dynamischer Wechselbeziehung zu Konkurrenz, zu Missverständnissen, auch zum Scheitern. Stefan Fourier macht viele interessante Vorschläge zu wachem, offenem Umgang, zu besserer Selbstwahrnehmung, für mehr Freude und Erfolg in der Arbeit bei gleichzeitig schonendem Einsatz eigener Ressourcen. Ohne das Wort “Sinnkopplung” zu benutzen, sieht er in Sinn, Vertrauen, Offenheit, Verantwortung “soziosystemische Erfolgsfaktoren”.<br>Wenn er dazu empfiehlt, “persönliche Qualitäten für Chaosfitness” zu entwickeln – “Wach, mutig, schnell, diszipliniert, unerschütterlich”, sieht das für mich allerdings nach Actionkino aus. Das Rollenangebot und die persönlichen Stärken von Individuen sind viel reicher und überraschender. Mit von Platon abgeleiteten “Archetypen” – Führer, Macher, Mitmacher und Opponent – versucht Fourier Interaktionen in sozialen Systemen zu erklären, übersieht dabei aber z.B. die Ambivalenz der “Mitmacher”. Er sieht den “Macher”, der zum Kriegstreiber wird, aber nicht den “Mitmacher” im Lynchmob. <br>Dass ich Fouriers Buch mit Vergnügen gelesen habe, lag aber an solchen Gelegenheiten zum Einspruch weniger als an den vielen Anregungen, an der verständigen und verständlichen Sprache, mit der er sich in den Diskurs um die Arbeitswelt von morgen einbringt. Es will eben nicht perfekt sein. Vielleicht ist es schlau. Gescheit ist es allemal.<br><b>Stefan Fourier “Schlau statt perfekt” Verlag Business Village 2015, 204 Seiten, 19,80 €</b><br><b>Andreas Zeuch „Alle Macht für niemand“, Murmann Verlag 2015, 264 Seiten, 25 €</b> <br><b>Sattelberger/Welpe/Boes (Hrsg.) “Das demokratische Unternehmen” Haufe Verlag, 310 Seiten, </b><br> <div id="scid:0767317B-992E-4b12-91E0-4F059A8CECA8:e67b721a-13ca-4af2-9e87-7192ab40a4a0" class="wlWriterEditableSmartContent" style="float: none; padding-bottom: 0px; padding-top: 0px; padding-left: 0px; margin: 0px; display: inline; padding-right: 0px">Technorati-Markierungen: <a href="http://technorati.com/tags/demokratische+Unternehmen" rel="tag">demokratische Unternehmen</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Globalisierung" rel="tag">Globalisierung</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Mitbestimmung" rel="tag">Mitbestimmung</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Sinnkopplung" rel="tag">Sinnkopplung</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Soziokratie" rel="tag">Soziokratie</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Transformation" rel="tag">Transformation</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Transparenz" rel="tag">Transparenz</a></div> Anonymousnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1796841413206792882.post-15973645984984664252015-03-15T17:17:00.001+01:002015-03-15T17:17:19.704+01:00Das Glück des Sisyphos<p><a href="http://lh3.ggpht.com/-v7IrnMY_39U/VQWwifm0dZI/AAAAAAAAAV0/zL18pQa_kT8/s1600-h/Sisyphus_by_von_Stuck%25255B6%25255D.jpg"><img title="Sisyphus_by_von_Stuck" style="border-left-width: 0px; border-right-width: 0px; background-image: none; border-bottom-width: 0px; float: left; padding-top: 0px; padding-left: 0px; margin: 0px 10px 0px 0px; display: inline; padding-right: 0px; border-top-width: 0px" border="0" alt="Sisyphus_by_von_Stuck" src="http://lh6.ggpht.com/-5sAjhxWDRTA/VQWwiylZuUI/AAAAAAAAAV8/crCJTkcVWDM/Sisyphus_by_von_Stuck_thumb%25255B2%25255D.jpg?imgmax=800" width="208" align="left" height="244"></a>Albert <a href="http://goo.gl/Xk8REZ" target="_blank">Camus</a> hat dazu aufgefordert, sich den <a href="http://goo.gl/GnylLD" target="_blank">Sisyphos</a> als glücklichen Menschen vorzustellen. Diese Denkfigur haben viele Philosophen und andere Nachdenkliche aufgegriffen. Vermutlich ist alles darüber gesagt, ganz sicher nicht von allen. Mich interessiert die Geschichte weniger der Interpretation wegen, sondern wegen ihrer unstreitigen Modernität. Die Nachricht vom gewaltigen <a href="http://goo.gl/epriCB" target="_blank">Volumen der Bundesagentur für Arbeit</a> regte wieder einmal die Frage an, ob unsere Gesellschaft wirklich zum Ziel gesetzt hat, möglichst alle – ob sie wollen oder nicht – zumindest materiell sicherzustellen. Am besten als <a href="http://goo.gl/ZOw5W" target="_blank">AnGestellte.</a> Diese Existenzform kommt dem Bild des Sisyphos nahe: Es gibt eine Arbeit, die ihrem Wesen nach fremdbestimmt ist, d.h. sie schließt genau denjenigen davon aus, über ihr Ziel – ob Produkt oder Dienstleistung - zu entscheiden, der sie tut. Ob Mann oder Frau: Nicht die Strafe der Götter zwingt sie, sondern ein Vertrag, mit dem sie sich an Ziele binden, über die das Gestell entscheidet. Das können Unternehmen sein oder Behörden, Parteien oder NGO. Egal wo: Die Arbeit muss getan werden. </p> <p>Glück speist sich dabei aus zwei Quellen:</p> <ul> <li>Der Moment, in dem der Stein hinabrollt, Sisyphos mit sich allein ist. “Freizeit” nennt das der von Staat und Gesellschaft zugleich befürsorgte und ausgebeutete Angestellte. Heutzutage ist er darin nicht mit Stein und Berg allein, er kann sich dank der Medien vergewissern, wie schlimm die Welt jenseits seines Hügels und Steins ist, sich von anderen Steinerollern begeistern lassen, deren Gesichter ihn aus Werbeclips oder <a href="http://goo.gl/yYTUzn" target="_blank">Siegerehrungen</a> aller möglichen Wettbewerbe anstrahlen. Sollte er lieber nur in die Landschaft um den Berg schauen, könnte das heikel sein. <li>Die Arbeit des Hinaufrollens selbst. Sie mag eintönig erscheinen, aber Sisyphos macht Erfahrungen: mit dem Stein, mit dem Berg, mit sich. Er lernt die Details kennen, findet optimale Wege, wird immer stärker und geschickter – lassen wir das Altern mal außen vor. Möglicherweise fühlt er sich den Siegern der Medienwelt ebenbürtig. </li></ul> <p>Verlassen wir hier das Bild vom einsamen Mann Sisyphos (oder seiner Schwester – nennen wir sie Sisyphina). Beide schieben Tag für Tag ihren Stein. Die moderne Arbeitswelt gesellt ihnen ein Team zu. Im Sozialismus hieß das Kollektiv. Automatisch geht das Steineschieben mit sozialen Interaktionen einher: Konkurrenzen um den besten Platz am Stein, den günstigsten Weg, seine Füße zu setzen, die beste Aussicht vom Berg. Sisyphina könnte sich verlieben, allerdings nicht unbeobachtet. Sogar echte Zusammenarbeit wäre vorstellbar. Die Leute müssen sich allerdings irgendwann darüber verständigen, was am Ende des Tages wichtig ist: Der Vergleich mit anderen Steinerollern oder der gemeinsame Blick vom Berg, der Fragen aufwerfen könnte, auf die es keine Antwort gibt. An genau diesem Punkt scheiden sich Kollektive – oder Teams – von Freundschaften, Liebe und Vertrauen vom “Geschäft des Lebens”.</p> <p>Auch deshalb ist der Mythos unsterblich.</p> <div id="scid:0767317B-992E-4b12-91E0-4F059A8CECA8:c31ef9e9-5bd9-4e5c-bd5d-1841cc4f8827" class="wlWriterEditableSmartContent" style="float: none; padding-bottom: 0px; padding-top: 0px; padding-left: 0px; margin: 0px; display: inline; padding-right: 0px">Technorati-Markierungen: <a href="http://technorati.com/tags/Albert+Camus" rel="tag">Albert Camus</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Freizeit" rel="tag">Freizeit</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Wettbewerb" rel="tag">Wettbewerb</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Kollektiv" rel="tag">Kollektiv</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Team" rel="tag">Team</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Lohn" rel="tag">Lohn</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Freiheit" rel="tag">Freiheit</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Liebe" rel="tag">Liebe</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Freundschaft" rel="tag">Freundschaft</a></div> Anonymousnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1796841413206792882.post-56706099857684673492015-03-10T17:55:00.000+01:002015-03-10T17:55:00.141+01:00Johannes Sachslehner: Wien anno 1683<p>“Ein europäisches Schicksalsjahr” untertitelt der Autor sein <a href="http://lh3.ggpht.com/-MR3CnytFxHU/VP3RObEMYBI/AAAAAAAAAVY/q7bu3HDqQUg/s1600-h/Sachslehner16832.jpg"><img title="Sachslehner1683" style="border-left-width: 0px; border-right-width: 0px; background-image: none; border-bottom-width: 0px; float: left; padding-top: 0px; padding-left: 0px; margin: 0px 10px 0px 0px; display: inline; padding-right: 0px; border-top-width: 0px" border="0" alt="Sachslehner1683" src="http://lh6.ggpht.com/-mTT0ByAzx80/VP3RPHzofCI/AAAAAAAAAVg/Mf4m-NV8wog/Sachslehner1683_thumb.jpg?imgmax=800" width="154" align="left" height="244"></a>Geschichts- und Geschichtenbuch – und im Panorama des Geschehens, das er auf knapp 400 Seiten chronologisch entwirft, erscheinen die historischen Bedingungen, die handelnden Personen und ihre Motive sehr einprägsam. Sachslehner legt der zeitlichen Ordnung des Buches einen historischen Kalender zu Grunde: Sambach von Lindelbachs “Kleiner Haus=Gesundheit=Feld= und Kirchen=Calender” gibt einen Begleitton zu den Berichten von Zeitzeugen, Originaldokumenten, Erzählungen, regt die Vorstellungskraft des Lesers an. Er erfährt vom Leben der Bauern im Rhythmus des Kirchenjahres und von den Lostagen, die über das Wettergeschehen und die wirtschaftlichen Aussichten folgender Wochen oder Monate entschieden; er kann ermessen, auf welch schmalem Grat diese Existenzen balancierten und welche Leiden es bedeutete, wenn Tatarenhorden, Türkische und Kaiserliche Heere Felder und Wiesen verwüsteten, Vorräte plünderten, das Vieh wegtrieben. Ist es schon schlimm genug, sich Ohnmacht und Wehrlosigkeit gegenüber Marodeuren vorzustellen, so verstummt einer vor den Gräueln, die Frauen und Kindern widerfuhren.</p> <p>Sachslehner erzählt die Schicksale einzelner Menschen, die Übermenschliches erdulden mussten. Soldaten, Offiziere, Generäle im Kugelhagel, beim Schanzenbau und beim Sturm auf Schanzen, er schildert trostlose, oft vergebliche Fluchten der Bevölkerung, Seuchen, Hunger, Massaker. Da wird ein Offizier monatelang mit schwersten Verletzungen in Ketten über Land getrieben oder gekarrt, immer wieder misshandelt, doch am Leben gehalten, weil sich die Entführer Lösegelder versprachen. Frauen und Kinder werden gefangen, aufs Blut misshandelt, in die Sklaverei geführt. Wer mit angesehen hatte, wie seine Liebsten gefoltert, vergewaltigt, geschlachtet wurden, selbst aber überlebte: Woraus mag er Mut und Vertrauen fürs Überleben gezogen haben? </p> <p>Was den meisten von uns nicht mehr vertraut ist, dass sich nämlich fast alles soziale Handeln auf religiöse Bindungen gründet, lässt Sachslehners Text erahnen. Bei Schlächtern und Opfern heutiger Kriege findet sich dieses Verhältnis wieder: Religion liefert den Stoff, der Feindbilder schärft, der Rachsucht, Habgier, Mordlust, Sadismus freisetzt. Aber Religion stärkt auch die Gequälten und Unterworfenen, die Hilfsbereiten, die selbstlosen Retter. </p> <p>Der Autor zeichnet solche Widersprüche ohne Anspielungen auf Aktualität , erhöht damit den Reiz zeitgenössischer Faksimiles und Bilder, die den Text ergänzen. Er richtet den Blick auf die Verantwortung der Herrschenden – und osmanische wie kaiserliche erscheinen dank vieler biographischer Details näher, greifbar, auch und gerade dann, wenn sie versagen. Das ist eine Qualität dieser Darstellung gegenüber anderen Geschichtsbildern. Spontan kam mir in den Sinn, Johannes Sachslehner habe so etwas wie ein Weblog im Jahre 1683 verfasst, eine sehr farbige und authentische Form, sich dem historischen Geschehen zu nähern. Ich habe das mit Vergnügen und großem Interesse gelesen und die Einladung zum Nachdenken über den <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Heraklit#cite_note-100" target="_blank">Krieg als “Vater aller Dinge” (Heraklit)</a> oder als <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_von_Clausewitz#Clausewitz.E2.80.99_Definition_des_Krieges" target="_blank">“Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln” (Carl von Clausewitz)</a> gern angenommen. Wer gibt heute noch – wie seinerzeit die Osmanen oder Habsburger – offen zu, den Krieg im Namen des Islam oder der katholischen Kirche zu wollen? Aber damals wie heute treibt die Dynamik gegenseitiger Schuldzuweisung, treiben die religiösen, ethnischen, politischen Feindbilder die Wellen von Gewalt Macht Lust empor. Bücher wie dieses helfen zur Einsicht, dass es mehr braucht als Appelle, Gebete und Demonstrationen, wenn künftig verhindert werden soll, dass Anführer von Religionen, Ethnien, Nationen oder anderen Kollektiven den Mob versammeln. Er will jedenfalls und jederzeit vom Terror profitieren.</p> <p><em>Das Buch von 408 Seiten ist im Januar 2015 als broschierte Neuauflage im Pichler Verlag erschienen und kostet 18 Euro</em></p> <div id="scid:0767317B-992E-4b12-91E0-4F059A8CECA8:65fbe191-5e97-42ca-a47d-fccb3cb06637" class="wlWriterEditableSmartContent" style="float: none; padding-bottom: 0px; padding-top: 0px; padding-left: 0px; margin: 0px; display: inline; padding-right: 0px">Technorati-Markierungen: <a href="http://technorati.com/tags/1683" rel="tag">1683</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Europa" rel="tag">Europa</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Feldz%c3%bcge" rel="tag">Feldzüge</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Islam" rel="tag">Islam</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Kaiserreich" rel="tag">Kaiserreich</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Monarchien" rel="tag">Monarchien</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Osmanen" rel="tag">Osmanen</a>,<a href="http://technorati.com/tags/T%c3%bcrkenkrieg" rel="tag">Türkenkrieg</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Wien" rel="tag">Wien</a></div> Anonymousnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1796841413206792882.post-85391821329202908982014-10-11T03:36:00.001+02:002014-10-11T03:36:53.435+02:00Enteignung<p><a href="http://lh4.ggpht.com/-SiG4kuOEDFc/VDiJsKGXY_I/AAAAAAAAAUw/89sQRHnMNds/s1600-h/Herrenstra%2525C3%25259Fe26%25255B2%25255D.jpg"><img title="Herrenstraße26" style="border-left-width: 0px; border-right-width: 0px; background-image: none; border-bottom-width: 0px; float: left; padding-top: 0px; padding-left: 0px; margin: 0px 10px 0px 0px; display: inline; padding-right: 0px; border-top-width: 0px" border="0" alt="Herrenstraße26" src="http://lh4.ggpht.com/-iQEVNnByXA4/VDiJs70oriI/AAAAAAAAAU0/QXH9zNPh9Q4/Herrenstra%2525C3%25259Fe26_thumb.jpg?imgmax=800" width="180" align="left" height="244"></a>Die Ängste sind wieder da. Was einem zugeeignet wurde von Vater und Mutter, von Generationen fleißiger, irrender, <a href="http://www.amazon.de/Blick-vom-Turm-Immo-Sennewald/dp/3939611255" target="_blank">in Krisen und Konflikte verstrickter Vorfahren</a>, soll weg. Die Bindung an ein Dach überm Kopf soll gelöst, eine Immobilie vermarktet werden. Die festen Mauern sollen sich zu Geld verflüssigen. Ein vertrauter, nur dem Bewohner vertrauter Wert – der des Gebrauchs, des Wohlfühlens und der Geborgenheit – soll verwertbar im Sinne des gleichgültigen Marktes sein, der einer der größten Erfolge der Gattung ist - und ein Schlachtfeld der Begehrlichkeiten von Individuen, Gruppen, Korporationen, denen Heimat nichts bedeutet. Sie rechnen. Sie dominieren. Sie haben elaborierte Rechtfertigungen dafür, Leben seiner Lebensräume zu enteignen – egal ob es Häuser, Dörfer, Städte, Landschaften oder ganze Kontinente sind.</p> <p>Es sind fast 50 Jahre, dass der DäDäÄrr-Staat meine Mutter und Großmutter vor die Entscheidung stellte, ihr Haus, das Haus meiner Kindheit, samt dem zugehörigen Grund mitten in der Stadt, entweder für einen Pappenstiel zu verkaufen oder enteignet zu werden. Die beiden machtlosen Frauen konnten nicht ahnen, dass die Enteignung die komfortable Lösung war. 20 Jahre später hätte ihnen das eine “Restitution” beschert – und ein Millionenvermögen. Sie hätten kaum Zeit gehabt, in den verbleibenden Lebensjahren diese Millionen auszugeben. Als meine Großmutter 1993 starb, spielte Geld keine Rolle – wie in den Jahrzehnten zuvor. Wir nahmen voneinander <a href="http://immosennewald.wordpress.com/2010/08/30/lebewohl/" target="_blank">Abschied in Liebe.</a></p> <p>Meine Mutter lebte ab 1996 – betreut von meiner Schwester – fern jenem Ort, wo die als Verkauf getarnte Enteignung stattgefunden hatte, zur Miete. Die Eigentümerin des Hauses gehört zu den wenigen Menschen mit einer ganz persönlichen Haltung zum Grundgesetz: Eigentum verpflichtet! Sie wurde zur Freundin der Familie – und das Haus war gesegnet. <a href="http://immosennewald.wordpress.com/2012/08/23/zum-abschied-meiner-mutter/" target="_blank">Die alte Dame</a> malte die schönsten Bilder, deren sie fähig war, sie hängen immer noch erheiternd und farbenfroh in Gängen und Treppenhaus. Die Eigentümerin wusch den Zigarettengestank aus den Gardinen ihrer “Mietpartei”, obwohl sie selbst das Rauchen verabscheut.</p> <p>Ich muss in diesen Tagen meinen Anteil am Haus meines Vaters verkaufen; sein Erhalt übersteigt die finanziellen Möglichkeiten der Geschwister, denen es gehört. Keiner von uns hat die Chance eines “Erwirb es, um es zu besitzen”. Vielleicht war unser Vater zu ehrgeizig, als er baute. Unsere Vorfahren – ihre Geschichte habe ich im “<a href="http://www.amazon.de/Blick-vom-Turm-Immo-Sennewald/dp/3939611255" target="_blank">Blick vom Turm</a>” aufgeschrieben – wussten wenig über die Nöte und Bedürfnisse nachfolgender Generationen. Wir müssen ihren Erwartungen nicht gerecht werden. Aber es hinterlässt mir ein tiefes Gefühl von Unbehagen und Trauer, welche Defizite ich den Nachkommen hinterlasse, wenn ich jetzt das Haus meines Vaters verschleudere, “weil der Markt mich dazu zwingt”.</p> <div id="scid:0767317B-992E-4b12-91E0-4F059A8CECA8:527571d2-a07a-43f3-af80-253b8c4d6a7d" class="wlWriterEditableSmartContent" style="float: none; padding-bottom: 0px; padding-top: 0px; padding-left: 0px; margin: 0px; display: inline; padding-right: 0px">Technorati-Markierungen: <a href="http://technorati.com/tags/Besitz" rel="tag">Besitz</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Blick+vom+Turm" rel="tag">Blick vom Turm</a>,<a href="http://technorati.com/tags/DDR" rel="tag">DDR</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Eigentum+verpflichet" rel="tag">Eigentum verpflichet</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Enteignung" rel="tag">Enteignung</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Familie" rel="tag">Familie</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Immobilien" rel="tag">Immobilien</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Markt" rel="tag">Markt</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Restitution" rel="tag">Restitution</a></div> Anonymousnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-1796841413206792882.post-89654219352240952672014-05-04T11:08:00.001+02:002017-01-27T23:13:42.197+01:00Reißende Keilriemen und anderes MissgeschickBei Tempo 180 auf der Autobahn reißt der Keilriemen. Nicht schön, weil's kalt ist und der vorbeirasende Autostrom ungemütlich. <a href="http://lh4.ggpht.com/-ACxQYOA6Qjw/U2YDiCGVUQI/AAAAAAAAAUU/rG8XzzHpM2Y/s1600-h/Keilriemen-V-Belt%25255B2%25255D.png"><img align="left" alt="Keilriemen-V-Belt" border="0" height="229" src="https://lh4.ggpht.com/-Ydn9kRk44no/U2YDi6XCLDI/AAAAAAAAAUc/fAki7N-7rNg/Keilriemen-V-Belt_thumb.png?imgmax=800" style="background-image: none; border-bottom: 0px; border-left: 0px; border-right: 0px; border-top: 0px; display: inline; float: left; margin: 0px 10px 0px 0px; padding-left: 0px; padding-right: 0px; padding-top: 0px;" title="Keilriemen-V-Belt" width="244" /></a>Vielen passieren solche und ähnliche Pannen – manch einer reagiert überraschend heftig. Es mag weitaus schlimmeres Unglück geben, aber gerade die kleinen Teufeleien des Alltags treiben zur Weißglut. Die Psychologie hat das Phänomen vermutlich erschöpfend untersucht, gleichwohl verdirbt es einem immer wieder mit überraschender Heftigkeit die Laune: Als <a href="http://goo.gl/Zt6bV1" target="_blank" title="Was einen rasend macht">“Tücke des Objekts”</a> wurde es zum geflügelten Wort. Erstmals benannt hat sie der Philosoph <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Theodor_Vischer" target="_blank" title="Zu Unrecht vergessen?">Friedrich Theodor Vischer</a> in seinem 1879 erschienenen, seinerzeit sehr erfolgreichen Roman <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Auch_Einer" target="_blank" title="A.E. - ein tragischer Held">“Auch Einer – eine Reisebekanntschaft”</a>.<br />
Abergläubische sehen Teufel, Hexen, Dämonen am Werk, wenn sie trotz aller Vorsicht doch das Kabel des Rasenmähers überfahren und kappen, der Computer einfach nicht tut, was er soll, überhaupt technisches Gerät ohne Ursache und Anlass streikt. Aufgeklärtere vermuten böse Mächte des Kapitalismus dahinter – Stichwort <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Geplante_Obsoleszenz" target="_blank" title="Sollbruchstelle bringt Profit">geplante Obsoleszenz</a> – oder sonst eine Verschwörung. Erstaunlich wenige nur nehmen die kleinen Boshaftigkeiten gelassen, gar mit Humor und als Ergebnis eigenen unzulänglichen Handelns. Immer wieder habe ich nicht nur aus eigenem Erleben konstatiert, dass große Katastrophen weniger emotional aufrühren als diese kleinen, teuflischen Störungen “im Detail”. Beethovens Biograph scheint davon zur Namensgebung für ein berühmtes Rondo - <a href="http://goo.gl/1Fl5zK" target="_blank" title=""Alla Ingharese"">“Wut über den verlorenen Groschen”</a> - inspiriert worden zu sein, auch bei E.T.A. Hoffmann gespenstern an sich harmlose Sachen plötzlich koboldhaft, und nicht selten mündet der Zorn über versagende, widerspenstige Dinge in <a href="http://www.youtube.com/watch?v=FQiyWhGgjA0" target="_blank" title="Jede Menge Computerschrott">Attacken, gar Zerstörung</a>. Der folgende Schaden ist viel schlimmer als der Anlass des Ärgers, jede besonnene Reaktion wäre sinnvoller, doch kann Rache auch am tückischen Objekt durchaus süß sein – jedenfalls bis zum Blick auf die Kosten.<br />
Kern dieser Rachegefühle? Mit einem Schlag erlebt einer, dass nicht er Dinge beherrscht, sondern Dinge ihn, und diese Ohnmachtserfahrung ist besonders drastisch, wenn das gewohnheitsmäßig leicht zu Beherrschende sie ihm antut. Die stoische Reaktion auf Brände, Erdbeben, Übergriffe Mächtiger scheint uns Menschen ebenso eigen, wie berserkerhafte auf manch kleines Missgeschick. Und da wir einerseits alles daransetzen, uns mit technischen Mitteln gegen die großen Schläge zu feien, wird offenbar die Wut auf nicht funktionierende Dinge, Dienstleistungen, Planungen – also versagende Sicherheiten - überdimensional. Finden sie das übertrieben? Dann warten sie einfach die nächste Überraschung durch ihren Staubsauger oder ihr Smartphone ab.<br />
<div class="wlWriterEditableSmartContent" id="scid:0767317B-992E-4b12-91E0-4F059A8CECA8:8f0c3ec3-6190-4bc0-83ae-4dc7d5a15ebc" style="display: inline; float: none; margin: 0px; padding-bottom: 0px; padding-left: 0px; padding-right: 0px; padding-top: 0px;">
Technorati-Markierungen: <a href="http://technorati.com/tags/Herrschaft+der+Dinge" rel="tag">Herrschaft der Dinge</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Obsoleszenz" rel="tag">Obsoleszenz</a>,<a href="http://technorati.com/tags/T%c3%bccke+des+Objekts" rel="tag">Tücke des Objekts</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Technikabh%c3%a4ngigkeit" rel="tag">Technikabhängigkeit</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Vischer" rel="tag">Vischer</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Wut" rel="tag">Wut</a>,<a href="http://technorati.com/tags/Zorn" rel="tag">Zorn</a></div>
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